Cake – Fashion Nugget
John McCrea sagt schöne Sätze über Musik im allgemeinen, um das Besondere seiner Musik unauffällig anzudeuten. Wie etwa: Ein guter Song sei „wie die Träne im Auge eines Pudels, der einen Preis bei einer Weltklasse-Hundeshow gewonnen hat“. Der Sänger und Chef-Songwriter von Cake weiß natürlich, daß so etwas gern zitiert wird, kann sich den vollen Mund aber leisten. Denn den Worten folgen durchaus ebenbürtige Taten.
Tränen lügen eben doch in den tragikomischen, unverbraucht bebilderten Berg- und Talfahrten des Quintetts aus Sacramento, Kalifornien. Hier wird in einem „Open Book“ geblättert, das ratlos macht. Hier gibt es Frauen, die es nicht kümmert, wenn der Mann eine Insel ist (solange die Schiffe reinkommen und für ein „Italian Leather Sofa“ sorgen). Hier ist ein Freund nur noch
ein „four-letter-word“ und Realitätsverlust allgegenwärtig: In „The Distance“ illustrieren Cake die traurige Hybris eines Rennfahrers, der nicht merken will, daß die Zielflagge schon geschwungen wurde. Und das vom Pedal Steel umflirrte „She’ll Come Back To Me“ läßt zumindest in der Schwebe, ob es Verzweiflung oder Gewißheit entspringt.
Cake covern Willie Nelsons „Sad Songs And Waltzes“ und Gloria Gaynors Disco-Klassiker „I Will Survive“. Das geht beides und beschreibt hinreichend das stilistische Tableau einer Band, die schon mit einer meist korrekt plazierten Trompete aus dem üblichen Line-Up-Rahmen fallt. Der lässige Flirt mit Country und Funk, die bratzenden Gitarren und ironisch funkelnden Chöre weisen Cake als Kinder der (Post-) Moderne aus. Doch ihr Anliegen ist weder verbissener Neo-Klassizismus noch verstörende Dekonstruktion. Vielmehr eine ebenso respektlose wie liebevolle Rekonstruktion, die den durchweg gekonnt arrangierten Spagat zwischen Verdichten und Reduzieren ziemlich mühelos hinlegt „Fashion Nugget“ – als Import schon eine Weile zu haben – gibt es übrigens zum „Freundschaftspreis zum Kennenlernen“. Das sollte man schon tun – das vorzügliche Album zum Kennenlernen kaufen. Und das mit der Freundschaft dürfte sich dann von ganz allein einstellen. Wie die Träne eines Pudels.