Fury In The Slaughterhouse – Brilliant Thieves
2,5 FURYINTHE SLAUGHTERHOUSE BRIL LIANT THIEVES s >v Irgendwann, ein paar Jahre ist es wohl her, haben wir aufgehört, auf die nächste Platte von Fury In The Slaughterhouse gespannt zu sein. Kann passieren, so was. Vielleicht ist es ja wie in einer mauen Ehe – die Nächte sind nicht mehr das, was sie mal waren (was haben sie für furiose Club-Gigs gespielt!), die kleinen Macken, die mal liebenswert waren, werden einem wurscht (hach, der gaumige Akzent von Kai Wingenfelder!), man wünscht sich Überraschungen, aber die Überraschungen bleiben aus. Schon gut, der Vergleich hinkt, und ein paarmal überrascht „Brilliant Thieves“ ja auch angenehm, nämlich immer dann (da ist man schon bescheiden geworden), wenn alles klappt, wenn Text und Musik und attitude stimmig zusammenkommen und so etwas wie Atmosphäre entsteht.
„Bar des Boulistes“, über einen faulen Tag in Frankreich, ist so ein Glücksfall, eine schöne kleine, zart dahinklopfende Akustik-Nummer, „My Little World“ auch, mit Klarinette und Geigen; „Ship Of Pools“, ein Stück Ska, besitzt fast Kevin Rowlandschen Charme, die Solo-Gitarre stolpernd, der Gesang zickig, gnä-gnä – macht Spaß.
Ansonsten sitzen wir nach ein paar Songs skeptisch da, freuen uns vorsichtig an den guten Stellen (wenn in „Turn Around“ die Gitarren mal richtig sauer werden, wenn „Enough Is Enough“ mit bissiger Harmonika und schmissigem Gesang einen geilen Drive entwickelt) und ducken uns schon mal, denn gleich wird er kommen: der Große Refrain. Und er wird klingen wir alle Großen Refrains von Fury, und er wird sich nicht drum scheren, ob er gebraucht wird in diesen Song. Dann kommt et Und sagt: Mitsingen! Oden Hände hoch! Oder: Feuerzeug raus!
Und so haben sie einen Hang, sich selbst im Weg zu stehen. Legen Sehnsucht an in einem Song und lassen sie dann vom Sänger mit dieser ewig toughen Coolness, die er sich im Lauf der Jahre offenbar angewöhnt hat, wieder plattwalzen. Beziehen Loops und Samples mit ein, aber auch wieder nicht so konsquent, daß Sound und Atmosphäre wirklich eine neue Dimension gewännen. Haben ein paar gute Bilder im Text – und greifen dann für den Hook doch wieder zum Ohrwurm-Baukasten der Pop-Floskeln („Turn around before it’s all too late“ – in der Tat).
Was bleibt, ist Perfektionismus, möglicherweise angetrieben von dem verfluchten Diktat, dem die meisten deutschen Bands ab einer gewissen Spielklasse unterworfen sind: „international’* zu klingen. Was tragisch ist, weil kein Schwein genau definieren kann, was das heißen soll, und zack! rennt wieder wer gegen die stabile Mauer zwischen „gut“ und „gut gemacht“.
„Brilliant Thieves“? Der Titelsong (den man angenehm selbstironisch finden mag oder schlicht kokett) ist ein spaßiger „Einblick“ in die Furysche Kompositions-Werkstatt, wo der Songwriter sich seine Ideen bei Sting und R.E.M. und Metallica und Cure zusammenklaut: „Ready is the Fury-Song, okay, transfer the cash… All in all we’re just brilliant thieves.“
Schön wär’s. Auf dieser Platte zumindest klauen sie, wenn sie klauen, nur bei sich selbst. Auf eine neue Fury-Platte sind wir schon lange nicht mehr gespannt.