Phish – Billy Breathes; Bloodhound Gang – One Fierce Beer Coaster :: eastwest/MCA
Das amerikanische Quartett Phish steht nicht nur für handwerklich gepflegte Rockmusik, sondern ist vor allem Ausdruck eines Zusammentreffen der Hippie-Ideologie und dem bürgerlichen Amerika, nach dem Motto: Lange Haare sind okay, aber gepflegt müssen sie sein. Die vier Mitdreißiger von Phish haben kurze Haare, sind musikalisch jedoch vor allem vom LSD-Rock der 60erJahre à la Grateful Dead beeinflußt. Das schlägt sich ebenso in verschlenkerten Melodien, ausufernden Instrumentalpassagen und liebevollen Arrangements nieder wie auch einem bizarren, manchmal etwas zu sehr um die Ecke gedachten Humor. Die Fan-Gemeinde nennt sich passend „Phishheads“, in Anlehnung an die manisch treuen Grateful Dead-Fans, den „Deadheads“.
„Billy Breathes“, das siebte Album der seit bereits elf Jahren existierenden Band, ist eine weitere Sammlung durchgehend angenehm melodischer Popsongs, die, eingebettet in hübsche Piano-Kaskaden und zuweilen etwas überflüssiges Gitarrengepfeife, niemandem wehtun, aber auch nie überrascht, hat man sich auf das Grundprinzip des Verschnörkelten erst mal eingestellt. Eine Platte wie ein Joint nach Feierabend, der aber nur beinahe inhaliert wurde. Liebäugelt einer der Musiker mit einer Karriere als nächster US-Präsident?
Wären Phish eine Gruppe von College-Studenten, die mit viel Arbeit einen mittelmäßigen Abschluß zusammenkriegen, wäre die Bloodhound Gang genau die Art von Studienkollegen, die immer beneidet werden, weil sie einen genauso mittelmäßigen Abschluß gemacht haben, aber dabei ihren Spaß hatten. Und die Mädchen sind natürlich auch keine Phishheads, sondern stehen bei Bloodhound-Gang-Chef Jimmy Pop Alui Schlange, weil der immer so witzig ist und außerdem gut im Bett. Letzteres erzählt er ausfuhrlich in „Kiss Me Where It Smells Funny“, einer gerappten Hymne auf die eigenen Cunnilingus-Fähigkeiten und den Geruch der Frauen. Dazu bratzen die Gitarren mehr schlecht als recht, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch: Während von Crossover zu HipHop zu Rock gewechselt wird, vermißt man weder tolle Instrumentaüsten, noch brillante Kompositionen. Es reicht, daß Jimmy Pop Ali immer wieder das Genie eines Knallkopfs offenbart, dem alles egal ist. Dann nuschelt er unvergleichlich lethargisch zu schwer schleifenden Gitarren „Biirn Motherfucker Burn“, erzählt zu einem Duran Duran-Sample die surreale Geschichte von Mr. Rogers und seinem aufdringlichen Briefträger Mr. McFeelie oder erfreut mit hübschen Bonmots wie diesem: „I’m not black like Barry White, I’m white like Frank Black is.“
Keine Frage: Phish haben einen hohen Ewigkeitswert. Aber wozu ist es gut? Wer will schon eine Ewigkeit auf seinen nächsten Orgasmus warten?
(Ich nicht. Der Redakteur)