Luscious Jackson – Fever In Fever Out
Luscious Jackson, die vier Großstadtmädels und ihr hybrid urbaner Sample-Sound der 90er Jahre. Der fiebrigen Umtriebigkeit des ersten Albums „Natuml Ingredients“ von 1994 folgt nun eine überraschend sonnengelbe Gelassenheit auf „Feyer In Feyer Out“. Man gibt sich entspannt leise, freundlich. Die Füße liegen auf dem Tisch und auch die Fäuste sind nicht mehr geballt. Dafür warme Leichtigkeit, flirrende Rhythmuseskapaden, lächelnde Melodien. Sind die toughen Girls ihrer Rollen müde geworden? Oder verspürt man Lust auf mehr Glamour, StiL Establishment?
Trotz verträglicher Oberfläche, bei der sicherlich auch der kanadische Produzent Daniel Lanois (U2, Bob Dylan, Peter Gabriel) seine Hände verstärkt mit im Spiel hatte, ist der unvergleichliche Eigen-Sound moderat beibehalten. Swingende Keyboanis und lasterhafte Gitarrenlicks verbreiten Spannung. Ein furztrokkenes Schlagzeug, beispielsweise bei der Rumpel-Sixn’es-Nummer „Mood Swing“ phantastisch blechern, sorgt für die Unmittelbarkeit der perfiden Grooves. Die Gesangsparts von Jill Cunniff und Gaby Glaser werden eher genuschelt denn geträllert, und die Schärfe liegt weniger in der einzelnen Stimme, als in den versetzt artikulierten Refrains. Gefahrlich wird es, wenn sich die Stimmen verwirrend überlagern. Ein penetrantes Summen, das, trotz vordergründiger Sanftheit, bösartigen Schaden anrichten kann.
Die Thematik: Liebesgefuhle und Geschehen. Vbn elektrisierender Begegnung („Electric“) bis zum enttäuschten Nachsinnen („Don’t Look Back“). Befindlichkeiten, geschickt eingepackt in klopfende Breakbeats, in unzählige Rhythmen. Wo früher noch die rumpelnde Straßenatmosphäre des Underground bebte, steht heute komplex arrangiertes Songwriting der Loftetage. Und es macht sich gut „Naked Eye“ als spritziges, funklastiges Madonna-Lookalike, „Take a Ride“ und „Water Ybur Garden“ in Gaze-artiger Filigranität, die facettenreichen Strukturen der einzelnen Songs sind die eigentliche Kraft. Keine blendenden Sofort-Hits, aber ein Album mit Langzeit-Magie, wenn man sich darauf einläßt Oder wie es in einem Song so schön heißt: „Take a ride from this life, live slow, die old.“