Reef – Glow

Wenn Paul Weller sich für eine Band interessiert und diesen Umstand auch unter anderem damit kundtut, sie als Support für die eigene Show zu buchen wollen, dann dauert es zumeist nicht lange, bis diese Band einen lukrativen Plattenvertrag in der Tasche hat – angemessene Medien-Reflexion inklusive. Bei Reef aus Newcastle waren die Talentscouts jedoch schneller als Weller – und stürzten sich gierig auf das „Purple Tape“ der College-Boys, als es ihnen im Herbst 1993 auf den Schreibtisch kam. Das erste Album wurde bald fertiggestellt und nicht ohne Grund ,JRepletiish“(“ Wiederaufladen“) getauft, denn Reef präsentierten in einer Zeit, als britische Newcomer nichts Besseres zu tun hatten, als Sixties-Harmonien und

Beatles-Zitate neuzuverpacken, eine Wiederbelebung alter Bluesrock-Werte. Was die Black Crowes also mit ihren letzten beiden Alben längst nicht mehr heraufbeschwören konnten, schafften diese vier musikalisch unvorbelastete Jungs aus Newcastle aus dem Stand.

Mit „Glow“ wollen Reef augenscheinlich an die ersten Erfolge anknüpfen und greifen selbstbewußt noch tiefer in die Mottenkiste – ohne dabei zu vergessen, daß ihre Platte 1997 (und nicht 1974) erscheint. Zwar liegt das Hauptaugenmerk dieser Band auch weiterhin auf riffbetonten Songs mit feierlich jaulenden Hainmond-Passagen, doch zeigt sich bei ihrem elegisch-ironischen „Soft Song“, wo Sänger Gary Stringer seine verbesserten stimmlichen Qualitäten herauskehren darf, daß Reef sich auch mal an differenziertere Töne heranwagen. Ihr Konzept jedoch bleibt geschlossen – Ausflüge in etwas modernere Stilrichtungen und Rhythmen bleiben aus. Wo andere Bands vermutlich der Versuchung des Crossover nachgegeben hätten, bleiben Reef stur auf ihrem gesteckten Pfad und erweitern das klangliche Repertoire lediglich spärlich, dafür jedoch mit Effekt. So zeigt sich bei dem groovenden „Robot Riff“, daß Reef ihre Lektionen der Stone Roses sehr wohl verdaut haben. Eine letztlich eher pflichtgemäße Lernleistung.

Bluesrock kehrt also nach fast 20 Jahren zurück auf die Insel – oder war er vielleicht nie fort?

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