The Beautiful South – Blue Is The Colour :: Go! Discs/Metronome
Im Norden Englands pflegt man liebevoll jenen lakonischen Pessimismus, der die kleinen Perversionen des Alltags zum Überleben dringender braucht als die großen, groben Gemeinheiten. Je unerwarteter und spleenigen desto besser. The Beautiful South sind Kinder dieser Gemütskultur und haben es in Britannien weit gebracht mit galligem Gusto und beißendem Spott zu Singalong-Melodien und eingängigattraktiven Akkordfolgen. Diese durchaus subversive Kunst des Dop pelbödigen kultiviert das Quintett seit siebenJahren, meist zu subtil, um damit auch hier zu reüssieren, nicht subtil genug aui „Blue is The Colour“.
Hier erleben wir Paul Heaton, seit seinen Tagen mit den Housemartins hochgeschätzt, zu oft auf Abwegen, als Tom-Waits-Verschnitt in „Liar’s Bar“ etwa oder moralinsauer-sozialkritisch in „The Sound Of North America“. Den billigen, verblasenen Sozialkitsch können Simply Red besser. Und erst recht die Simple Minds. Einen dermaßen hohen Grad rechtschaffener Beschränktheit nimmt man einer Band nicht ab, die wie in „Rotterdam“ einen köstlichen Euro-Skeptizismus mit einem Refrain ausstattet, der die melodische Klarheit und Prägnanz eines jahrhundertalten Folk-Songs hat, rührselig und zugleich robust. The Beautiful South als Seekers, „Morningtown Ride“ mit wohlproportionierter Ironie. Und einem hübschen Twist.
Wie in dem Eifersuchts-Geplänkel „Don’t Marry Me“, mit einem Text voll Sonntagmorgen und Sonnenschein und Jacqueline Abbotts unschuldiger Stimme – auf einer Schäfchenwolkenmelodie schwebend: „When your socks smell of angels/ But your life smells of Brie/ Don’t marry het, fuck me.“
Smells like Ween spirit.