Das Weeth Experience – Plateeth Weeth :: Strange Ways/Indigo
Der Song und die Improvisation, das Korsett und seine Sprengung. Die tollen Momente auf „Planeeth Weeth“, dem zweiten Album von Das Weeth Experience, finden sich jenseits des Songs und seiner Regularien. Da, wo die letzten Worte unter viel Hall ausgehaucht wurden, das Feedback der Gitarre frei schwingt, Baß und Schlagzeug sich potentiell unbeschränkt aneinanderschmiegen können. Keine Angst, die Hamburger sind keine Hippies. Oder nur soviel, wie Neil Young ein Hippie ist Natürlich haben sie ihre Lektionen beim Großen gelernt Und weil sie besonders aufmerksame Schüler waren, findet sich in ihren Improvisationen nicht ein Quentchen Beliebigkeit. Das Weeth sind frei, aber streng mit sich selbst.
Noch einmal zurück zum Song: Die drei sind fähige Komponisten. Sie hantieren okay mit der obligatorischen Naturmetaphorik, und Sänger Christof Jessen weiß, wie sich eine Gesangsharmonie drehen und wenden läßt Beide Punkte sind in „Desert Shore“ nachzuprüfen, dem unter Song-Aspekt besten Stück. Und „A Subtle Song“, eine Verbeugung vor den kalifornischen Kommunarden A Subtle Plague, zeigt, daß Das Weeth auch routinemäßig Punk spielen können. An den handwerklichen Fähigkeiten dieser Band wird also niemand zweifeln. Doch wirklich stark sind sie auf dem instrumentalen Sektor. „Tusk“ fangt an, wie die Songs von Neil Young enden – mit einem ausholenden Surren. Da brodelt weich, aber wuchtig die Ursuppe, die sich in der Noise-Nummer „HBS 38“ schließlich zu kantigen Gesteinsmassen erhärtet.
Letzte Worte. Wann kommt nur endlich das Instrumental-Album der Band? Wäre wahrscheinlich eine wonderful experience, das.