The Kelley Deal 6000 – Go To The Sugar Altar :: Play It Again Sam / RTD
Wie gehts eigentlich Kelley Deal? Bei deren Drogenabhängigkeit hatte nun wirklich jeder in Amerika ein Wörtchen mitzureden, sie war das Sorgenkind der alternative nation. Kelley mit Heroin aufgegriffen, Kelley in Untersuchungshaft, Kelley von ihrer Familie zum Entzug überredet. Schwester Kim war so freundlich, ihre gemeinsame Band, die Breeders, während ihrer Abwesenheit erstmal auf Eis zu legen. Und sich die Zeit mit den Amps zu vertreiben.
Wie geht’s also Kelley? Ziemlich gut, sie ist aus dem Gröbsten raus, aber bevor sie wieder mit den Breeders in den Ring steigt, legt sie schnell ein Album vor, deren Songs sie zum großen Teil noch während des Rehabilitierungsprogramms geschrieben hat. „Go To The Sugar Altar“ ist ein gutes Comeback-Werk geworden, schon weil es beweist, daß sie mehr ist als die ewige Zweite, die das erste Mal eine Gitarre in der Hand gehalten hat, nachdem sie in die Band ihrer großen Schwester eingestiegen ist.
Nichtsdestotrotz: The Kelley Deal 6000, wie die Künstlerin ihre neue Formation nennt, klingen nach den Breeders. Was als Kompliment durchgeht. Süßliche Harmonien legen sich sich über Riffs, die grob aufgerissen sind, und die Texte transportieren Ideen, die in nur wenigen Zeilen angerissen werden. Rauh und rudimentär und mit dem Gestus des Punk-Rock kommen diese Songs daher. Auch wenn manchmal Country drin ist, oder besser: Italo-Western-Schmock. Wie in „Trixie Delicious“, dem heimlichen Hit des Albums, oder im dahingehauchten „Nice“, für das Jesse Colin Roff, mit dem Kelley während der Therapie die ersten Songs geschrieben hat, als Gastmusiker die Kastagnetten klacken lassen darf.
Ansonsten: viel warmer Krach, ordentlich beißender Spott und bloß keine Weinerlichkeit. In den Credits verkündet das einstige Sorgenkind mit goldenen Lettern: „Kelley Deal appears courtesy of her own bad self.“