Replays 2 von Bernd Matheja

Jahrelang vergriffen, jetzt wieder da: „Smile!“ (Repertoire 7034/IMS) von den REMO FOUR, neben den V.I.P.’s, Action und Artwoods die technisch beste und fortgeschrittenste englische Kapelle der Mittsechziger. Ihr Instrumental-Klassiker „Peter Gunn“ ist nur Teil einer swingenden R&B-Palette, die sich wohltuend vom vorherrschenden 67er-Trend abhob. Das Originalalbum wurde um zwei Singles (A-& B-Seiten) sowie vier unveröffentlichte Nummern aufgestockt. Tony Ashton (Krächzen, Hammond), Colin Manley (Gitarre de luxe), Phil Rogers (Baß) und Roy Dyke (Drums) aus Liverpool waren ihren Zeitgenossen um Lichtjahre voraus, drückten diesen Meilenstein unter der regelnden Regie von Sigi Loch in wenigen Stunden in Hamburg-Harburg ab. Und wie immer bei richtungsweisenden Produkten niemand folgte… 4,5

Für ein Vinyl-Original auf dem Mikro-Labelchen „Birdsnest“ zahlt sich der geneigte Sammler heute dämlich: „Strange Flavour“, einzige LP des englischen Obskur-Trios AGNES STRANGE (Green Tree GTR 047/TIS), ist ein Musterbeispiel für Früh-/Mittsiebziger-Rock, Sektion Blues, Boogie & Progressive. Die Combo annoncierte eine Sound-Kreuzung aus Taste und Status Quo mit Schwerpunkt auf der aggressiven, elektrifizierten Sechssaitigen. Mini-Manko: Ein vierter Mann, der Sänger Terry Nicholson, ist nur auf zwei Tracks zu hören, bevor das Rest-Trio seinen Job mit übernahm – leider. 3,5 für eine klanglich einwandfreie Hyper-Rarität, die viel mehr zu bieten hat als eben nur diesen Status (zwei Bonus-Tracks).

Marktlücke erkannt, reingestoßen und trotzdem verärgert: „HALLO, BONJOUR, SALUT“ (Repertoire 4477/TTS) ist ein Doppeldecker mit „Great French Hits From The 60’s – 70’s“. Das Konzept war glänzend, enthielt wahrhaftig alles, was in Frage kam. Doch dann setzte es Absagen diversen Fremdfirmen, obwohl die angefragten Titel bereits mehrfach für Billigst-Kopplungen freigegeben worden waren. Folge: nix Becaud, nix Polnareff, nix Vartan – danke, Dumpfbacken! Dennoch: eine prima Veranstaltung mit alledem, was zu bekommen war von France Gall und B. B. über Johnny Halliday und Antoine bis Adamo und Stöhn-Hungerhaken Jane Birkin. Und ein Ur-Punk-Evergreen wie „Et Moi, Et Moi, Et Moi“ von Jacques Dutronc entschädigt für das Fehlen vorgenannter Figuren. Ja, die Herren Vilard, Danel und Ferrer sind auch dabei, dafür 3,5

Aus der Abteilung „Augenzwinkern, ablachen & Co.“ erreicht uns

„WINNETOU, DU WARST MEIN FREUND“

Wer sonst als Bear Family Records (BCD 15984, jenseits aller Wertmaßstäbe) könnte einen solchen Tränen-Teller servieren? Gleich 24 Zwerchfell-Schüttler aus den 60’s und 70 s befassen sich mit Themen rund um Skalp und Silbersee. Hauptakteure: Senior-Sioux Pierre Brice (neun Stücke), sein fahler Spezi Lex Barker, das Medium-Terzett, die Flußpiraten. Dazu Unterkläßler wie Anneli Weiss (yeah!), the one and only Karli Stephan und – wer kennt sie nicht? – Gaby & Petra. Krönung: Track 13, ein 30-Sekunden-Redeschnipsel – Heini Lübke stammelt über Kalle May, umwerfend!

Poor Jimi: Als „Flashing“ und „Get That Feeling“ (SPV 085-44222 bzw. -44212) gibt es die CD-Premiere der (Firmen-Angabe) „authentic PPX Studio recordings“. JIMI HENDRIX von 1965/66/67 -Aufnahmen aus New York mit Drummer Johnny Star und dem Flau-Sänger Cuttis Knight. Zugegeben, es existieren lausigere Frühwerke des Gitarren-Genies; aber diese schlicht langweiligen Funde (ohne jedes „P“ davor) reißen ebenfalls niemanden vom Stuhl. Für Komplett-Sammler wohl nützlich, ansonsten bestenfalls 2,0

Eine Pop-Rock-Lücke schließt “ The Best Of…“ von NEW WORLD. Die drei musikalischen Leichtgewichte aus Australien hatten mit „Tom Tom Turnaround“ und „Kara Kara“ (in englischer und deutscher Fassung integriert) ohrenfreundliche Schönwetter-Hits. Was es sonst noch Hörenswertes gab, ist hier vertreten, u. a. die Originalversion (!) von „Living Next Door To Alice“ von 1972, die Smokie später kolossal abmelkten. Solide, nette Liedlein für 2,5

135 Minuten Vollversorgung bieten „Power Pop, VoL 1&2“ (RPM 162/163, Contraire). Interpreten: die ewig halblinks liegengelassenen RASPBERRIES aus Cleveland. Vorturner Eric Carmen lotste seine Crew zwischen 1972 und 1974 (Entstehungsdatum der verarbeiteten vier Original-LPs) durch ein Fahrwasser, in das zuvor schon u. a. Beatles, Small Faces und Who gepinkelt hatten. Sechs Chart-Hits, Halbakustisches, Geschrubbtes, stimmlich stets auf Hochniveau. 3,0 für zwei reibungslose Kollektionen, die niemandem wehtun.

Gut, daß Cover-Gestaltung und Textbeilage bei einem Tonträger nur die zweite Geige spielen (hier allerdings ist’s die ca. neunte) – andernfalls wäre „A TRIBUTE TO CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL“ (ZYX 55054) umgehend auf den Müll geflogen. Stop! Denn diese leicht wirr anmutende 20-Titel-Kopplung macht ganz einfach Spaß, vielleicht weil sie ein krudes Nebeneinander von Jerry Lee Lewis und Smokie, Emmylou Harris und Six Was Nine, Tom Jones und Molly Hatchet präsentiert. Unübertroffen als CCR-Recycler bleiben natürlich die Brandos (drei Titel), auf deren Qualitätsstufe sich allerdings auch Robert Vaughn & The Dead River Boys hievten. Außerdem dabei: Stray Cats, Georgia Saytellites, Caetus Brothers, Ike SC Tina Turner, Pure Jade Green, Rick Nelson. Gute Idee, das! Trotz Brechmittel-Cover und Behelfs-Text: 4,0

Wer Kohle loswerden muß (die Steuer!), kann zum Beispiel Langrillen aufnehmen und dafür die teure Creme der Musiker-Assistenten verpflichten. BILL WVMAN hat dies 1974,1976 und 1982 praktiziert. „Monkey Grip“, „Stone Ahne“ und „Bill Wyman“ (Sequel 846, 847, 848/Contraire) hießen die Ergüsse. Stilistisch grauer Durchschnitts-Rock, der 31 Titel lang vor sich selbst herdümpelt Mit einigem Wohlwollen jeweils 2,0

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