Hermann Lammers Meyer – The Last Country Song :: Desert Kid Records
Denkt man im Zusammenhang mit Deutschland an Country, dann fallen einem nur diese unsäglichen Trucker-TV-Sendungen mit Johnny Hill ein oder – schlimmer noch – die erschröcklichen Waterkant-Cowboys von Track Stop. Daß es hierzulande aber einen Musiker gibt, der sich schon seit Jahren ernsthaft mit dieser Stilrichtung auseinandersetzt und dabei eine ganze Latte genuiner Country-Alben produziert hat, wissen leider nur recht wenige.
Hermann „The German“ aus dem ostfriesischen Aschendorf/Ems begann seine erstaunliche Karriere anno 1972 als Gründer und Pedal-Steel-Gitarrist einer (spaßeshalber) Emsland Hillbillies getauften Band, mit der er auch heute noch durch die Lande tourt. Doch nebenbei fand der fanatische, Country-Fan, der seine Fühler schon längst in Richtung Texas ausgestreckt hatte, stets noch Zeit für andere Projekte. So formierte er Ende der Siebziger mit den Texanern Gay Blaker und Rich Helt die Gruppe Texas Lone Star, deren zwei Alben heute rare Sammlerstücke sind, er nahm u. a. Platten mit Norma Jean, Kitty Wells und Marcia Ball auf und musizierte mit Stars wie Emmylou Harris, Bill Monroe und Commander Cody.
Kein Wunder also, daß dem umtriebigen Hermann, den man in Nashville/Tennessee genauso kennt und schätzt wie in Luckenbach/Texas, irgendwann auch mal Altmeister Willie Nelson vors Mikrophon laufen mußte. Auf diesem, seinem neuen Album, das im Untertitel „From Texas To Tennessee“ heißt und ebendort auch aufgenommen wurde, musizieren Koryphäen wie Johnny Bush, Buddy Emmons oder Buddy Spicher und singen Gäste wie Joyce Hawthorne, Marianne Price und Norma Jean – das Ganze gekrönt von Willie, der auf zwei Songs so herrlich schön knarzen darf, wie halt er’s nur kann.
Wer die ursprüngliche Country-Musik schätzt (wo’s ruhig auch mal ein wenig schnulzig zugehen darf), der kann zur Abwechslung ruhig mal einen „fake“ Vince Gill im Regal seines Plattenhändlers stehen lassen und sollte dafür zu einem „echten“ Hermann Lammers Meyer greifen. – Denn der weiß, im Gegensatz zu all den neuen Surrogat-Cowboys aus Nashville, um die wahren mots seiner Musik. Obwohl (oder auch weil) er aus Ostfriesland stammt.