Alternativen von Michael Ruff
Was mag dabei herauskommen, wenn ein Pop-Visionär wie Mark Robinson, der dank seiner Arbeiten mit Unrest, Grenadine und Air Miami höchsten Kultstatus genießt, ganz allein und kompromißlos sein eigenes Ding durchzieht? Hinter dem fiktiven Band-Namen OLYMPIC DEATH SQUAD (Teenbeat/RTD) verbirgt sich ein echtes Solo-Album: Robinson singt nur eigene Songs und bedient auch alle Instrumente im Alleingang. Wer nun aber Lo-Fi-Ergüsse befürchtet, kann beruhigt sein: So groß ist der Unterschied zu seinen Band-Projekten nicht. Waren seine früheren Begleiter für ihn etwa nichts als Lakaien? 3,0
Seit David Grubbs (Ex-Squirrel Bait, Ex-Bastro) unter dem Namen Gastr del Sol agiert, ist seine Gemeinde noch kleiner und verschworener geworden. „Upgrade & Afterlife“ (Normal/ Indigo) zeigt, warum: Alles, was an Übereinkünften in Sachen populärer Musik jemals existiert hat, wird hier konsequent ignoriert. Dafür sind atonale Klangcollagen und seltsam entrückte Songs zur akustischen Gitarre zu hören, versetzt mit verfremdetem Bar-Jazz und klassischem Minimalismus. Eine Platte, die sich deutlich an der Tonsetzerkunst zeitgenössischer E-Musik orientiert. Gut für intensive Hörstudien. 3,5
Etwas weniger akademisch gehen THE SONORA PINE zu Werke, doch ist es auch in ihrem Fall kaum möglich, sämtliche Einflüsse zu beschreiben, die sich auf ihrem gleichnamigen Debüt (EFA) wiederfinden. Nicht, daß das Quartett aus New „York City den absoluten Crossover praktiziert – bei ihrer Musik spielt Reduktion die Hauptrolle, doch das praktizieren sie so bedächtig und geschickt, daß jeder Song seinen eigenen Stil entwickeln kann. Damit ist ihnen ein Album voller Kontraste gelungen: Elegische Klangmalerei wird abgelöst von Rock mit elektrischer Geige, es folgen schroffe Gitarren-Interplays, die sich wiederum bald in wolkiges Wohlgefallen auflösen. Ein vielseitiges, aber kohärentes Album. 4,0
Aus dem gleichen Dunstkreis (personelle Überschneidungen inklusive) kommen JUNE OF ’44: Was die instrumentale Seite betrifft, so kann sich “ Tropics And Meridians“ (EFA) durchaus mit den Feinsinnigkeiten angesagter Bands wie Tortoise messen. Vielleicht hätten sie es dabei belassen sollen, denn die vergleichsweise klobigen Gesangspassagen wirken in diesem Fall tatsächlich eher überflüssig oder störend. 3,0
Jon Spencer, Boss Hog-Gitarrist und selbsternannter Sprengmeister der Blues Explosion, hat es tatsächlich gewagt, eine der letzten Delta-Blues-Größen vor den Karren seines Noise-Trios zu spannen: R. L. BURNSIDE hat zwar schon früher elektrischen Blues gespielt, aber so wüst und anarchisch wie auf dem Album „A Ass Pocket 0′ Whiskey“ (RTD) wurde er noch nie begleitet Daß der alte Herr auch für experimentelle Großtaten noch zu haben war, spricht für ihn. Eingefleischten Traditionalisten ist dieses Album allerdings nur bedingt zu empfehlen. 3,5
Auch psychedelischer Acid-Rock wird heute anders gespielt als früher. Was den musikalischen Ausdruck von Hirnzerfressenheit angeht, so setzen BROTHER JT & VIBROLUX neue Maßstäbe: Im Vergleich zu den vier langen Stücken von „Music For The OtherHead“ (Matador/RTD) klingen die Brachialisten Monster Magnet wie Green Day. Ein Zweitkopf wäre also tatsächlich empfehlenswert. 3,5
Als Drummer von Sonic Youth ist Steve Shelley bei weitem nicht ausgelastet: Nebenbei betreibt er sein eigenes Label „Smells Like Records“ und begleitet den New Yorker Songwriter Tim Foljahn in der Gruppe TWO DOLLAR GUITAR. „Burned And Buried“ (EFA) ist der perfekte Soundtrack für abgedunkelte Mini-Lofts in alten, gammeligen Mietshäusern. Da mag das Leben draußen noch so sehr brodeln – drinnen herrschen allein schleppende Tempi und der sehr düstere Charme der hier versammelten radikalen Song-Monologe auf der dröhnenden elektrischen Gitarre. 3,5