Metallica – Load
Wenn Millionäre Metal machen: eine Frage der Ehre. Und eine Frage der schieren Wucht. Die corporate identity der Band, das uniforme Schwarz, das muskulösdumpfe Auftreten, die pathetischen Breitwand-Hymnen der letzten Jahre, das demonstrativ Gelangweilte, das sie selbst noch in einem üppigen Doppel-Video für neugierige Fans unverstellt zur Schau tragen: Immer mehr handelte alles bei Metallica davon, wie es ist, Metallica zu sein und also Verantwortung zu tragen. Das kennt man von den geschätzten Rolling Stones, aber die gibt es schon ein paar Äonen länger.
Sie kleiden sich jetzt im Stil von Luxusluden und Dandys und schmieren Gel in die Haare, sie machen ein bißchen in Kunst-Provokation (die Artwork!) und sophistication, und das gesamte Design wirkt teuer, wie im Windkanal getestet und für die Welteroberung angelegt. Metallica werden es nicht übelnehmen, wenn man ihre Musik fortan „Lounge-Rock“ oder „Yuppie-Metal“ nennt: Das war Teil des Plans, und rückwärts geht es nimmer. Die Aufgabe, dem großen schwarzen Album ein weiteres Meta-Werk folgen zu lassen, haben sie elegant gelöst. Breiter, fetter, glatter kann reduzierte Rockmusik kaum aufgeführt werden.
Noch immer hat das Quartett fast nichts zu sagen, aber das mit grimmiger Entschlossenheit. Kruder Gratis-Nihilismus („King nothing, where’s your crown?“) paßt ebenso wie das Outlaw-Klischee („I’d rather die behind the wheel“) oder Binsenweisheiten aus Mutters Spruchschatz („The brightest flame burns out quiekest“), und James Hetfields Redneck-Habitus äußert sich zwar in dem Hinweis, diesmal habe man die Country-Musik eingemeindet – in den Songs selbst werden solche Ambitionen nicht recht hörbar.
„Load“ ist ein Dokument konsequenter Kultivierung, milden Zynismus‘ und rasender Stagnation. Ein Album am Ende des Metal.