Dead Can Dance – Spiritchaser und Cocteau Twins – Milk & Kisses :: 4AD / RTD und Mercury

4AD ist Markenname und Programm zugleich. Wo 4AD drauf steht, sind mit Sicherheit auch filigran-atmosphärische Frauenstimmen drin. Zumindest klangvoll schwermütige Popmusik, verpackt in anmutig phantasievolle Cover. Ausnahmen wie Pixies und deren Folgen in Form von Breeders oder The Amps bestätigen die Regel.

Zu den typischen Vertretern, wenn nicht gar Gründern dieses Genres gehören Dead Can Dance und Cocteau Twins. Erstere, verkörpert durch das Musikerpaar Lisa Gerrad und Brendan Perry, arbeiten seit 1981 an ihrem meditativen Schwebesound, sind heute der weltweit erfolgreichste Art des Labels und haben schon längst die düstere Wave-Ecke verlassen. Ein Sound, geprägt von barocker Üppigkeit und sakraler Strenge, mystischem Ausmaß und geheimnisvoller Liturgie. Lisa Gerrads Stimme ist die personifizierte Unergründlichkeit, faszinierende Elfe und bedrohliche Sirene zugleich. Musik von Dead Can Dance bedeutet immer Schwerelosigkeit, Mittelalter, Dunkelheit und Lichtgestalt Daraus lassen sich dann die wahnwitzigsten Assoziationen und Interpretationen bilden. Kein Wunder also, daß ihre Musik längst in Kunst-, Film- und Fernsehproduktionen Eingang gefunden hat.

Mit „Spiritchaser“, ihrem immerhin siebten Studiowerk, verlassen Dead Can Dance mehr denn je die entrückten Sphären und begeben sich auf Weltreise. Südamerika, Afrika und Haiti heißen die Erkenntnis-Quellen – und prägen indianische Trommel-Rhythmen und afrikanische Percussions die Basis, finden traditionelle Melodien und Gesänge alter Völker einen Platz auf der musikalischen Weltkarte ihres Imperiums. Eine Klang-Landschaft, die, um spirituelle und ethnische Einflüsse bereichert, zu einem nicht zu unterschätzenden Kunstwerk abhebt.

Die Cocteau Twins, inzwischen zu Mercury gewechselt, konnten zumindest in den 80er Jahren im Zuge der New-Wave-Ära beachtliche Alben und Erfolge verbuchen. Auch Elizabeth Fräser verfugt über jenen sphärischen Elfengesang, der entweder Magenschmerzen oder Gänsehaut hervorruft Dennoch scheint sich die flirrende Moll-Lastigkeit des Sounds über die Jahre kaum entwickelt zu haben. Man setzt mehr auf bunten Pop und weniger auf die klassisch-archaischen Komponenten von Dead Can Dance, aber die Musik ist voraussehbar und dadurch langweilig. Effekte, Echo, Ekstase, alles erscheint wie ein kühl programmiertes Zusammenspiel altbewährter Elemente. Mehrfach übereinander gelegte, jauchzende Gesangsparts und hallige Rhythmusgitarren als ewig dahinperlende luftige Musikschleife. Wie eine Nebelschwade ohne greifbare Substanz. Zum esoterischen Mißbrauch allerdings bestens geeignet.

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