Terry Gilliam: 12 Monkeys

Kafkaesk waren schon die Animationen, mit denen Terry Gilliam die Sketche der Monty Pythons illustrierte. Die Figuren wurden kopflos, gebaren Tentakel oder medusenartige Fratzen und mutierten zu Gewürm, zerquetscht von der Bürokratie und Freudschen Komplexen. Als Regisseur ordnete er in „Brazil“ und „The Fisher King“ das Chaos zu klaustrophobischen Kulissen der Agonie, in denen alles die alte Funktion verloren hat und romantische Individuen verwirrt nach einer Wahrheit suchen, die nicht existiert. Penner sind Philosophen, Staubsauger werden zu Taschenlampen, selbst der Schmutz wirkt steriL Lauter Don Quichotes, die am Schluß nicht wissen, ob sie wahnsinnig sind, die anderen – oder die Welt sie dazu gemacht hat Gilliams Welt im Jahr 2035 ist verseucht, die Überlebenden kauern in einer aus Schrott errichteten unterirdischen Bunkerstadt. Hier muß jeder den Koller kriegen. Der gewalttätige Cole (Bruce Willis) wurde darum weggeschlossen. Da er aber belastbar ist, soll er per Zeitreise jenen Virus finden, der einst den Schlamassel ausgelöst hat Cole strandet aber einige Jahre zu früh und landet in der Irrenanstalt Niemand glaubt ihm: Nicht die Psychiaterin Dr. Railly (Madelaine Stowe), in die Cole sich verliebt, auch nicht die Wissenschaftler, die ihn ständig zurückholen. Er trifft Jeffrey Goines (Brad Pitt), schizophrener Sprößling eines Bakteriologen, der mit seiner Armee der „12 Monkeys“ die Tiere wieder zu Herrschern der Erde machen will. Doch zu diesem Zeitpunkt traut Cole seinem Verstand nicht mehr.

Wie ein Irrer, der stets denselben Satz wiederholt, so besessen verfilmt Gilliam immer das gleiche Thema. Zeitsprung und ökologische Apokalypse dienen nur als Plot, um die Wahrnehmung zu überprüfen, die Parallelebenen unserer Psyche und die Mehrdeutigkeit der Realität. Er setzt dem Traum den Alptraum voraus, aber er will dem Alptraum auch einen Traum entgegensetzen. Somit geht sein Sarkasmus auch im Scheitern mit Sentiment einher. Diese Irritationen mimt Bruce Willis, Hollywoods schönster Schädel, mit lakonischem Grinsen und lethargischem Blinzeln, das zuweilen infantil in Ekstase und Entzücken umschlägt „Die Gegenwart ist Vergangenheit“, lallt er, „und die Zukunft ist schon vorbei.“ Und bezieht für diese Weisheit jedesmal Prügel.

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