Jane Siberry – Maria :: WEA
Wahrscheinlich wollte Jane Siberry mit ihrer siebten Platte etwas Essentielles und gleichzeitig Neues vorlegen. Sie wollte auf zu fremden Grenzen. Als Singer- und Songwriterin erspielte sich die Kanadierin seit ihrem Debüt 1981 den Ruf einer ideenreichen Nonkonformistin und legt nun mit „Maria“ ein Platte vor, die, auch wenn man sie laut hört, eine leise Platte bleibt Hörbar ist vor allem, daß Siberry sich vom Jazz Inspirationen erhoffte. Und hörbar ist auch, daß ihr leidenschaftliches Verhältnis zu ihren poetischen Reimen geblieben ist Sie läßt die Wörter auf der Zunge zergehen, verliert ihren Sinn, um ihn neu zu entdecken. Verspielt, oft zu verspielt, spaziert sie in zehn sehr unterschiedlichen Kompositionen auf einem komplizierten musikalischen Feld, dessen Spannung ihr in manchem Stück als Sängerin entgleitet Dann klingt das, was unkonventionell sein soll, plötzlich beliebig. Man beginnt wegzuhören, zu träumen. Und „Maria“ wird zur reinen Hintergrundmusik, ein Prädikat, das die Platte bei all den wirkungsvollen Fähigkeiten der Begleitmusiker eigentlich nicht verdient hat Brian Black (Schlagzeug) und Christopher Thomas (Baß) geben den Kompositionen federndes Fundament, vor allem Tim Ray am Klavier ergänzt hervorragend Siberrys Stimme.
Doch zu Komplimenten wie „eine Bibel für Liebende“, die Siberrys sechstes Album begleiten, reicht es diesmal nicht Der Ausflug in den Jazz ist der Kanadierin auf „Maria“ mehr zum verkopften Anspruch geraten als zu tief empfundener Musik. Weniger ihre interpretatorischen Fähigkeiten als ihre Kompositionskunst stellt Siberry unter Beweis. Nur wenn sie zu alten Tugenden zurückfindet, ändert sich der Eindruck. Stücke wie die US-Single-Auskopplung „Lovin‘ Cup“, die mehr Song-Charakter als der Rest der Platte besitzen, gehören deshalb zu den besten Momenten. Ansonsten klingt „Maria“ zu oft nach der Musik, die man nur anstellt, wenn die Stille in den eigenen vier Wänden mal wieder nicht zu ertragen ist.