Lisa Gerrard: Mannigfaltige Klänge

Im Stil des Mittelalters musizieren viele, aber kein Ensemble ist so beständig und populär wie Dead Can Dance. Seit 15 Jahren produziert das Duo auf Instrumenten, die den Laien in Erstaunen versetzen, ebenso meditative wie ornamentale Intrumentalmusik. Trotz der Todessymbolik und Gruft-Assoziationen haben die sakral flirrenden Stücke von Dead Can Dance immer etwas Erhebendes und Befreiendes. Manchmal erklingt eine ätherische Stimme. Sie gehört Lisa Gerrard. Die Australierin hat erstmals ein Seitenprqjekt unternommen – das Album “ The Mirror Pool“, auf dem sie die Grenzen ihrer Neugier und ihrer Fertigkeiten noch weiter hinausschiebt als bei Dead Can Dance. Hier herrscht eine Mannigfaltigkeit der Klänge, die mit „Multikulturalismus“ noch bescheiden beschrieben ist: Orientalische Traditionais gehen in Händeis „Largo“ auf; indische Tablas werden zusammen mit griechischen Saiteninstrumenten und Elefantenglocken eingesetzt Darüber schwebt feierlich der Gesang. Eine mit nichts vergleichbare Musik, die daher auch mit den herkömmlichen Mitteln der Pop-Kritik nicht faßbar ist Gut so. „Ich habe den kulturellen Ausdruck für mich als etwas entdeckt, das den Geist befreit“, sagt Lisa Gerrard über ihre expressionistischen Lieder. Mit Exotismus hat das so wenig zu tun wie mit der kurrenten Trivialisierung „klassischer“ Musik: Gerrard arbeitet hocheklektizistisch, doch leicht goutierbar oder zum Genuß light angerichtet ist hier nichts. „The Mirror Pool“: auch ein Pool der Ideen und Formen, in dem die Kulturgeschichten gespiegelt werden. „Wenn aber zwei Spiegel einander anschauen, dann spielt der Teufel seinen liebsten Trick“, schrieb Walter Benjamin einst im „Passagenwerk“. – Lisa Gerrard spielt dann ihre liebsten Instrumente. Ganz schön tricky.

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