Filter: Vom Teufel höchstpersönlich programmiert
Ganz ohne Häme, dafür punktgenau und nüchtern ist die Musik von Filter. Aus derselben Haltung heraus entstand der Titel für ihr Debüt-Album „Short Bus“. Es gibt in Qeveland verschiedene Arten von Schulbussen. Im short bus werden die „Problemkinder“ transportiert, die „normalen“ Kinder dagegen dürfen (müssen?) in einem längeren Bus mit ihren Schulbroten um sich werfen. So ist alles – und sind alle – unter Kontrolle. Filter wollen aber keineswegs auf Kosten der „Problemkinder“ ihre Spaße treiben – schließlich sind sie ja selber welche. Zumindest ihre Musik klingt so. Der Wahnsinn lauert hinter jedem Takt Autismus pur, manischer Metal verschmilzt mit siedend heißen Noise-Rock-Riffs zu einer bebenden Soße. Und die geschickt drapierten Samples scheinen vom Teufel persönlich programmiert worden zu sein. Höllischer Lärm mit einem himmlischen Überhang. Da fliegen die Tornister, da qualmen die Schultüten, und der Busfahrer bangt dem Feierabend entgegen» Carter USM bereiteten vor einigen Jahren den Weg für das überaus eindrucksvolle Aufeinandertreffen von Samples, wütenden Gitarren und überlegen herausgegreintem Gesang. Ministry pervertierten dies. Filter nun lassen Konsequenz walten: Wo Carter überaus melodiös agieren, manchmal gar poppig sind, wummert bei Filter das Trommelfell. Wir haben es mit lupenreinem Hardcore zu tun, nur manchmal durchbrechen flirrende Melodien oder gar – ja, wirklich! – Akustik-Gitarren diese ganz und gar unglaubliche Schallmauer. Aber richtig still wird es auch dann noch nicht. Dazu ist zuviel zu sagen. Im Schulbus von Filter geht es hoch her. Der Busfahrer ist gekidnappt, das Gaspedal durchgetreten, auf dem Gang tanzen „Problemkinder“, und die Aschenbecher quillen über – mit Zigarren, nicht mit Kaugummis. Die Revolution ist nah. Sehr, sehr nah.