Replays 2 von Bernd Matheja
Mit 26 Jahren Abstand ist noch besser zu verstehen, daß die Herren McCartney, Harrison und Starr auf den Kollegen Lennon stinkig waren. Von dessen PLASTIC ONO BAND ist jetzt „Live Peace In Toronto“ (EMI 7 90428) erstmals als CD zu haben, u-a. mit Eric Clapton. Drei ordentliche Rock’n‘ Roll-Cover, dazu „Cold Turkey“ und „Give Peace A Chance“. So weit, so gut (für 2,5 ). Danach jedoch darf eine geschlagene Viertelstunde lang die Dame Ono abkreischen, als gelte es, mittels einer kapitalen Stimmband-Blähung den Sprung in der Schüssel zu erfinden. Es gelang…
CD-Premiere auch für Live-Aufnahmen aus dem legendären ARD-„Beatelub“. VARIOUS ARTISTS zeichnen für 19 „Live-Recordings“ (Repertoire 4527) aus den Jahren 1969 bis 72 verantwortlich, u.a. mit Hardin & York, Steamhammet, Ashton, Gardner & Dyke und UFO. Mängel: Der Sound ist nicht der vorteilhafteste (kann er wohl auch nicht sein); bei Atomic Rooster singt nicht – wie angegeben – John Cann, sondern Chris Farlowe; Curtis Mayfield wirkt zwischen ausschließlich englischen Rockern völlig deplaziert; und bei „Alabama 69“ von Humble Pie handelt es sich mit Sicherheit um die bekannte Studio-Aufnahme vom ersten Album. Dennoch ein Bündel Rares, für Sammler wohl unverzichtbar. Highlight: Humble Pies achtminütige Akustik-Version von „For Your Love“. 3,0
Schlichter Titel für eine ebensolche Scheibe: „Lire In London“ (Indigo IGOCD 2023) ist ein Konzert der R&R-Combo NINE BELOW ZERO von 1982. 15 Tracks (plus drei Extras). Etwas schrummelig im Klang. Mit Matt Feltham (Harmonika) und Gitarrist Dennis Greaves verfügte die Crew über zwei Asse, die besser waren als die Band als Ganzes. 2,5
Kurz (23 Minuten!) und gräßlich: zehn Seichtigkeiten der CHERRY PEOPLE (Sequel NEBCE 723) von 1968 mit „And Suddenly“. Reißbrett-Kapelle sondert Schlager-Psychedelia ab. Ungenießbar. 1,0
Schroffer Sänger (Drummer Jim Rutledge), schwere Orgel: Roh und unbehauen kam der BLOODROCK-Sound zu Beginn der 70er Jahre daher, mit deutlichen Acid-Resten der abgelaufenen Sixties. „Bloodrock“ und „Bloodrock 2“ (Repertoire REP 4534 und 4535) präsentierten Kraftpakete für den Augenblick: rundum solide, aber ohne den ganz überzeugenden Kick für Langzeitwirkung. Dafür 2,0 bzw. 3,0
In Anlehnung an die Stiff- und Chiswick-Compilations kommt „Tales Front The Rhino“ (Rhino R2 71759) über uns: 44 Titel aus dem Katalog des US-Spezialisten-Labels. Disc 1: hyperseltene Novelty-Tracks, im Original schier unauffindbar, tua. von Wild Man Fischer, Bruce Springstone (!), Gefilte Joe & The Fish und vom Temple City Kazoo Orchestra. Disc 2 ist ein Gemischtwarenladen, in dem Roky Erickson neben den Monkees, NRBQ neben Steve Wynn und Clive Gregson neben House Of Freaks stehen. Ferner: The Pop, The Weirdos, Beat Farmers, Rank & File und Peter Holsapple/Chris Stanley. Historie eines Labels und kleine Raritätenversammlung zugleich. 3,5
Die Charts haben die ROCKIN‘ RAMRODS aus Boston nie erreicht „The Best Of…“ (Ace CD-WIKD 151) zeichnet mit 25 Titeln die Geschichte einer Band nach, die zwischen Spät-Surf, Beatles-Abklatsch, R&B-Bemühungen, Pop- und Blümchen-Exkursen so ziemlich alles versucht hat – ohne dabei die Klasse und Schärfe der Seeds, Standells oder Chocolate Watch Band zu erreichen. Songs von 1963 bis 1971 (fünf unveröffentlichte), von vier Labels, teilweise in echtem Stereo, teilweise im Sound multschig. Reines Sammlerstück. 3,0
Seit 1986 sitzt der kultbeladene Sänger/Songwriter CLIFFORD T.WARD im Rollstuhl (Multiple Sklerose). So unterschiedliche Interpreten wie Justin Hayward, Art GarfunkeL, Judy Collings und Cliff Richard haben seine erstklassigen Songs ihren Repertoires einverleibt. Der 49jährige Ex-Englischlehrer nahm Ringer Songwriter“ (See For Miles SEECE 418) 1972 auf – und lieferte damit einen unterbewerteten Klassiker ab: 4,0 , und zwar ohne jeden deplazierten Mitleids-Bonus!
Ebenfalls auf dem legendären „Dandelion“-Label von DJ John Peel erschienen 1969 und 1971 die LPs „Creation“ und „Beau“ (See For Miles SEECD 421). Ausfürender Künstler: ein Unbekannter namens BEAU. Dahinter verbarg sich Christopher John Trevor Midgley aus Leeds. Äußerlich ein Halbbruder von Tony Joe White, musikalisch ein 12string-Folkie fast ohne Begleitung. Beide seltenen Original-Scheiben wurden auf einer CD untergebracht Die ebenso simplen wie exzellenten Songs erhielten seinerzeit Jubel-Kritiken, u.a. vom Jung-Journalisten Mark Knopfler. Stilistisch lag der zu Unrecht vergessene Nobody irgendwo zwischen Gordon Lightfoot, Donovan und Al Steart. Uneingeschränkt. 4,0
Eine verkappte Hit-Sammlung ist „The EP Collection“ (See For Miles SEECD 422) von BILLY J. KRAMER WITM THE DAKOTAS-25 Songs, darunter alle Chart-Erfolge, einschließlich sechs Beatles-Kompositionen. Solider Merseybeat, der inzwischen doch recht antiquiert wirkt. 2,0
Liverpool-Sound mit schon stärkerem Pop-Einschlag bietet „The EP Collection“ Von PETER & CORDON (SEECD 426). Einige Hits fehlen, dafür kommen vier der 29 Tracks in französischer Sprache. Sackweise Stereo-Takes, guter Sound! 3,0
Knapp 80 Minuten drehen sich „Let The Heartaches Begin“ und „Wait For Me“ (BGOCD 272) von LONG JOHN BALDRY: zwei Original-LPs plus zwei Bonus-Songs auf einer CD. Eine der mächtigsten Stimmen Englands mit 26 monumentalen Schmacht-Balladen. Klingt wie eine Kreuzung aus Tom Jones und Scott Walker – streckenweise arg übersüßt, dennoch: 3,0