Mrs .Parker und ihr lasterhafter Kreis von Alan Rudolph

Als Altman-Schüler bewegt Alan Rudolph („The Modems“) sich bei seinen europäisch wirkenden Meisterwerken auf einem schmalen Grat zwischen Kunst und Kunstgewerbe. Aber auch seine Verfilmung der bizarren Biographie von Dorothy Parker (1893-1967) beweist wieder, daß sein intellektueller Zugang zum Medium funktionieren kann. Die Journalistin und Schriftstellerin gehörte zu der berüchtigten Algonquin-Tafelrunde im New York der 20er Jahre. Hier traf sich eine Schar meist mittelmäßiger Literaten, um im Smalltalk über Kollegen und die Kulturszene herzuziehen. Wichtigstes Utensil: eine spitze Zunge. Und Mrs. Parker entpuppte sich als die schärfste Kritikerin von allen.

In wilden Zeitsprüngen und raffinierten Kontrasten aus opulenter Farbe und grobkörnigem Schwarzweiß verdichtet Rudolph das exzessive Leben dieser Frau, geprägt von Sex, Selbstmordversuchen und Alkohol. Rudolph spielt mit Ellipsen und filmischen Leerfeldern und hat die Lebensgeschichte als Revue angelegt. Die Hauptrollen: ihr gebrochener erster Mann (Andrew Mc-Carthy), ihr verheirateter Liebhaber (Matthew Broderick), ihr platonischer Freund (Campbell Scott), der wendige Oberkellner (Wallace Shawn) sowie ihr Co-Autor (Peter Gallagher) in Hollywood.

Jennifer Jason Leigh liefert eine Bravourleistung ab Dorothy Parker ab. Sie heult und säuft, sie liebt und lästert, sie schießt Giftpfeile in alle Richtungen ab. Als ein besoffener Gast zudringlich wird und Dorothy hinter einen Busch schleppt, befindet sie anschließend trocken: „Ich verfasse keine Kritiken über Proben.“ Umgeben von ihren unzähligen Katzen stirbt sie einen anonymen Tod. Kurz zuvor hatte sie einem Reporter auf die Frage, was auf ihrem Grabstein stehen soll, einige Worte ins Ohr geflüstert. Wir sehen Jennifer Jason Leigh nur die Lippen bewegen.

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