Nuggets von Ulli Schüler
Bessie Brings The Ribbon Home, der Opener auf dem „Assorted Pinks The First 100 000 Years“ (Meridian Records Mer. 5 8675-313) betitelten Werk der CHARMS macht sofort und unmißverständlich klar, aus welcher Richtung hier der Wind weht Diese neue kalifornische Band stammt aus dem unmittelbaren Umfeld solcher Top-Formationen wie Dream Syndicate und Concrete Blonde. Noch einen Schuß Cracker dazu – und schon stimmt die Mischung aus folkigen Punk-Balladen und krachenden Gitarren. Diese CD hat eigentlich alles, um der Sommerhit 1995 zu werden. Nur hat sich bei uns noch kein Label gefunden, um diese Perle auch in einem Land zu veröffentlichen, in dem demnächst wahrscheinlich auch die Teppiche nur noch in den Farben Schwarz, Rot, Gold angeboten werden.
Auch die südkalifornische FM-Station KCRW wartet jetzt mit einer eigenen CD-Reihe auf. Die erste Veröffentlichung, „Rare On Air -Live Performances Vol. One“ (Mammoth MR 0074-2), sollte hier deshalb besonders hervorgehoben werden, da sie sich wohltuend von den nach dem Motto „…wenn’s die anderen machen, dann…“ zusammengeschusterten Compilations unterscheidet. Vertreten sind hier 15 Acts – unter anderem Peter Himmelman, der mit „Always In Disguise“ aufs angenehmste unter Beweis stellt, welch außergewöhnliches Singer/Songwriter-Talent er ist. Mit in dieser Form unveröffentlichten Songs sind u.a. noch John Cale, Nick Cave, Lucinda Williams, Leonard Cohen, Beck, Los Lobos, Mark Isham und Tori Amos vertreten. Diese wunderschöne CD bietet obendrein die Möglichkeit, alte Bekannte neu zu entdecken.
Wer auf Woodcocks, Underbelly, Sand Rubies, und Rick Hopkins steht, wird von COLIN JAMES garantiert nicht enttäuscht werden. „Then Again“ (EMI Canada VIR 36840179-27) ist eine Kopplungseiner ersten beiden, nur auf Vinyl erschienenen Platten aus den Jahren 1988 und 1990, inclusive einiger bislang unveröffentlichter Songs. Hier wird kein großes Federlesen veranstaltet. Unmißvertständlich und ohne Kompromisse werden hier zwischen Rhythm & Blues und brodelndem 50er-Jahre-Rock ’n‘ Roll etwa eines Bo Diddley alle zur Verfügung stehenden Register gezogen. Bleibt zu hoffen, daß Colin James mit diesem Werk endlich der ihm längst zustehende Erfolg zuteil wird.
DAVE MOORE, musikalisch im Mississippi-Delta angesiedelt, ist hierzulande immer noch so gut wie unbekannt Der langjährige Gitarrist der Greg Brown Band veröffentlichte 1990 mit „Over My Shoulder“ (Red House RHRCD34) sein erstes Soloalbbum. Die wohltuende Mischung aus Swamp-Rock, Blues, Folk und Zydeco vermittelt Song für Song das, was man heute leider immer öfter vermißt: pure Freude. Und obendrein wird hier gekonnt mit Worten jongliert, wiewohl einem die exzellent gespielte Slide auf,Just ADog“ und „Fixin‘ To Die“ mitunter gar keine Chance bietet, auf irgendetwas anderes zu achten. Mit von der Partie ist übrigens auch Moores ehemaliger Boß Greg Brown. Müßig zu sagen, daß dieses Album, das selbst einem emotionslosen CD-Player ein Lächeln auf die Frontplatte zu zaubern weiß, unbedingt zu empfehlen ist Und nun eine Drehung um 180 Grad, denn beim ersten Anhören dieses Werks gewinnt man den Eindruck, hier habe jemand das ganze Folterinstrumentarium vom Grufti-Friedhof eingesetzt Hört man sich das überdies noch „Let Me Bring You Down „(smells like records slr 010) betitelte Werk hingegen genauer an, dann stellt man fest, daß TWO DOLLAR GUITAR hochintelligente Texte zu schreiben verstehen und doch eher für Grunge-Fans als für Suizidgefahrdete musizieren. Daß das Album anfangs gewöhnungsbedürftig klingt, ist kein Grund, es nicht zu empfehlen. Proust und Kafka erschließen sich einem ja auch nicht beim ersten Lesen
Zu beziehen in der Regel über: Taxim Records, Am Dobben 3, 27330 Asendorfoder Chill Music, Am Wolfsberg 9,28865 Lilienthal