Soul & Blues von Jörg Feyer
Unbeeindruckt von seinem unerfreulichen Major Label-Intermezzo, zieht WALTER WOLFMAN WASHINGTON jetzt bei einem Kölner Kleinlabel auf „Blue Moon Risin'“ (4-Tune/Aris) alle Register einer nach vielen Seiten offenen, doch in sich geschlossenen Blues-Variante assistiert von den J.B. Horns um Maceo Parker und Gospel-Mama Marva Wright Dabei reihen sich Covers von Peggy Lee („Fever“) und Bill Withers („Use Me“) nahtlos zwischen gewohnt gute Eigenkompositionen des Gitarristen aus New Orleans, der puristische Erwartungshaltungen weiterhin erschüttert. 3,5
Würde der leichte Akzent auf einen texanischen Stammbaum schließen lassen, könnten ASM & FRIENDS mit „Brand New Start“ (Red Rooster/BMG) auf ein paar Lorbeer-Blättchen hoffen. Doch leider heißt der Mann mit vollem Namen Andreas Schmid-Martelle und verdient seine Brötchen bei einer sogenannten „Rock-Lady“: namentlich Jule Neigel. Wer sich davon nicht abschrecken läßt, hört eine nicht übermäßig originelle, aber allemal solide Genre-Übung zwischen Lone Star-Shuffie, Soul-Roots und Country-Flavour („Oh What A Time“). 2,5
„Breaking The Rules“ (Provogue) nennt WALTER TROUT sein neues Album. Was natürlich einigermaßen vermessen ist, bewegt sich der ehemalige John-Mayall-Gitarrist doch durchweg auf bewährten Pfaden in Richtung Blues-Rock, Soul-Searching und Pop-Pathos. Erfreulich allerdings, daß Trout sein oft unmotiviert ausufernde Saitenakrobatik diesmal fast vollkommen in den Dienst der Songs zu stellen weiß. 2,5
Eine erfreuliche Nachricht für alle Eingeweihten, die RORY BLOCK ihre Grenzgängereien der letzten Jahre allen Ernstes übelnahmen. Auf „When A Woman Gets The Blues“ (Zensor/Indigo) kehrt die New Yorkerin zu ihren Anfangen als reine Country-Blues- und Gospel-Interpretin zurück. Urgestein von Charlie Patton, Son House und Skip James wird von ihr heute so kompetent geschliffen wie ehedem interpretiert. 3,5
Einmal auf den Geschmack gekommen, bietet sich weitere Spurensicherung gleich bei einem Original an „The Final Years“ (Motor/ Verve), die letzte Studio-Session von Mister „Baby, Please Don’t Go“ BIG JOE WILLIAMS aus dem Jahre 1979 zeigt einen erstaunlich vitalen Veteranen, von schwerer Krankheit zwar gezeichnet, aber nie demoralisiert. Runde 13 Jahre früher – und ironischerweise in Chicago – wurde „Back To The Country“ (Testament/Semaphore) aufgenommen. Hier läßt sich der 1982 verstorbene Mann aus Mississippi mit der neunsaitigen Gitarre von Jimmy Brown (Fiddle, Gitarre) und Willie Lee Harris (Harp) begleiten, die selbst mitten in der „Windy City“ für authentisches Front Porch-Feeling sorgen. beide 3,0
Mit seinem „Down Home Blues“ leiteten Arzel alias Z.Z. HILL 1982 eine kleine Renaissance des Southern R&B ein, die der gebürtige Texaner leider nur noch runde zwei Jahre genießen durfte. Ihm zu Ehren geben sich auf „Z.Zelebmtion – A Tribute To The Late Great ZZ-Hill“ (Malaco/Koch) illustre Weggefahrten wie Bobby „Blue“ Bland, Shirley Brown, Johnnie Taylor, Denise LaSalle ein seelenvolles Stelldichein. Zwölf Tracks über cheatin‘, hurtin‘ und überhaupt fast alles, was das Leben schöner und schwer zugleich macht, eingespielt mit der altgedienten Muscle Shoals-Rhythmus-Gruppe Roger Hood und David Hawkins. 3,5
Kurz und gut: THE HOAX beweisen mit den durchweg eigenen Songs ihres Debüt-Albums „Sound Like This“ (Code Blue/EastWest), daß Blues-Rock made in Britain nicht immer auf die Reservebank gehört 3,0
Thrill For Thrill“ (Lizard Discs/Munich) verspricht JR MEDLOW. Und damit nicht mal zuviel: Der funky-fizierte Texas-R&B des Vokalisten aus Lubbock sollte nämlich nicht nur orthodoxe Anhänger munterer Horn-Sections begeistern. 3,5