Stevie Wonder – Conversation Peace :: Polydor 530 238 2
Ach, wenn man nicht sieben Jahre hätte warten müssen! Und wenn man sich nicht die Nase hätte lang machen lassen von den Gerüchten und Ankündigungen, der Meister habe ein afrikanisches Album aufgenommen – man wäre wirklich nicht enttäuscht. Jetzt ist man das so ein bißchen, wozu Stevie Wonders neues Album aber eigentlich gar nichts kann, weil das nämlich ziemlich schön geworden ist, auch ohne Afrika.
Denn danach klingt nichts, wenn man vom stimmgewaltigen Einsatz der Herren von Ladysmith Black Mambazo und den Percussion-Wirbeln von Vinx einmal absieht. Statt dessen herrscht Liebe, Liebe überall und allerorten: in den Song-Titeln („Rain Your Love Down“, „Taboo To Love“, „My Love Is With You“, „For Your Love“), in den feinen Harmonien, in den Herzen und natürlich in den Texten, bei denen jedes Verslein von Liebe handelt – und wenn schon nicht von Liebe, dann wenigstens von alten Omis, die im Müll nach Eßbarem suchen wie bei Phil Collins.
Aber musikalisch hat’s der Mann endlich wieder drauf! Stevie jazzt (mit Anita Baker in „Sensuous Whisper“), schmachtet („For Your Love“), soult („I’m New“), und mittendrin (auf „Tomorrow Robbins Will Sing“) toasted er sogar. Sehr schön klingt das alles, sehr glatt auch, aber nie überproduziert und bombastisch, selbst seine dick aufgetragenen Keyboards nicht. Ein paar Songs hat er im Alleingang eingespielt, bei anderen setzen Branford Marsalis, Terence Blanchard oder ein fetter Streichersatz schöne Akzente, ohne allerdings sonderlich aufzufallen.
Das aber tut die Inflation der Background-Chöre auf „Conversation Peace“: Von Take 6 über die Winans bis zu den Jazzyfatnastees singt alles mit, was in der amerikanischen Studio-Szene eine Terz halten kann. Wie heißt es immer bei den Drei Musketieren (oder im Titel-Song des Albums)? „One for all, all for one!“