Tanita Tikaram – Lovers In The City
Es gehört viel guter Wille dazu, allein über das Eingangs-Stück dieses vierten Tanita-Tikaram-Albums hinauszukommen. „I Might Be Crying“, so der Titel der Ouvertüre, macht im Schnelldurchlauf schon mal fast alle Fehler des gesamten Werks. Peinlich aufgesetzte Ethno-Anklänge, eine Trompete, wie sie Max Greger nicht grausamer blasen könnte, schleimiger Streicher-Kleister, kurzum: ein völlig vergeigtes Arrangement. Macht aber nichts, denn der Song an sich ist auch nicht wesentlich ambitionierter.
So gesehen eine gelungene Einstimmung, gibt es doch auf „Lovers In The City“ kaum ein Stück, das die äußerste Peripherie der eigenen Wahrnehmung überwindet. Kaum eines, das in Herz oder Kopf ankommt, der Möglichkeiten gäbe es ja viele. Dafür gibt es andere Dinge, die bis zur Schmerzgrenze für Wiedererkennungswert sorgen: unglaublich kitschige bis wiederwältige Geigenklänge etwa, so Stil- und stimmungslos wie ein Glas Blanchet, die sich in wiederholtem Male zu peinlichen Höhepunkten emporsäuseln. Und auch sie sind nur ein Teil der konsequent überladenen Backgrounds fast jeder Nummer, vor denen sich Taruta Tikarams teilweise bis zur Unverständlichkeit gehauchter Gesang nur noch als Nebengeräusch ausmachen läßt Ein Filmkomponist namens Thomas Newman hat als Co-Produzent an diesem Werk mitgearbeitet. Echte berufliche Erfolge durfte er in der Vergangenheit verbuchen mit Soundtracks zu „Grüne Tomaten“ und „Der Duft der Frauen“. Bei Hollywood-Schmonzetten mag dessen Hang zu orchestralem Pathos nach simpelstem Strickmuster gut aufgehoben sein, Tanita Tikaram hat er damit keinen guten Dienst erwiesen.
Es gibt Ansätze auf diesem Album, die lassen aufhorchen. Wenn Tikaram zu monotonen Dance-Beats raunt, wie etwa im Titelstück des Albums, dann gerät das zum besten Moment auf „Lovers In The City“. Weil kein unnötiger Popanz die Stimmung versaut Da, wo die britische Kühle der 26-jährigen schlichte Schwermut transportiert, kann man als Zuhörer in Gedanken folgen. Für amerikanisches Entertainment ist da eigentlich kein Platz.