Melvins – Stoner Witch
„Gnnnnaaannng!“ – „Der Spion, der mich liebte“: Die Szene, in der Roger Moore mal freihändig-locker den Atomsprengkopf aus einer U-Boot-Rakete schraubt. Und den braven Kombattanten der Schweiß auf der Stirn steht, als 007 lapidar konstatiert: „Wenn sich die beiden Ringe berühren, dann bleibt von uns hier nicht viel übrig.“ Da war es nämlich, dieses unheilschwangere Geräusch: „Gnnnnnaaaannng!“ Ein Kräftemessen zwischen feindlichen Energiefeldern; im Schulversuch würden wohl unschuldige Rasierapparate aufeinandergehetzt oder Elektro-Rasenmäher.
Exakt diesem Geräusch, das von weitem wie orthodoxer Mönchsgesang („Lividity“) klingt, und einer Menge anderer sind King Buzzo und seine Kampfgefährten diesmal auf der Spur. Sie und Produzent Garth Richardson (L7, Red Hot Chili Peppers) können sich’s erlauben: Immerhin ist es die mindestens achte Platte in zehn Jahren. Klar: Irgendwann ist es wirklich langweilig, Punk-Rock mit semi-abgeschmacktem 70er Jahre-Black-Sabbath- und MC 5-Getucke zu verbacken. Immerhin: In Seattle, wo sie nun mal herkommen, haben sich die Melvins eine exterritoriale Hype-Freizone erbeutet. „Freibeuter des Grunge Rock“, würde ein Revanchist sagen.
Aber ja doch: Mit seinem endlosen, zähen Ringen um Riffs war das Trio schon lange vor „Seattle“ absoluter Kult. Genau so, wie dieser unverschämte Vergleich sei verziehen – es Roger Moore schon als „Simon Templar“ war. Kurt Cobain schätzte das und produzierte Vorgänger „Houdini“ zur Hälfte. „Stoner fVitch“ verdichtet metallische Glut, versinkt im Stimmungstief, vergattert zu Hilfe zur Selbsthilfe. Und wenn sich dabei die Ringe schließlich doch…? Tja, dann ist man eben kein Existentialist und sollte vielleicht mal wieder James-Bond-Filme gucken.