Was so klingt wie die trivialste aller Schundliteratur-Romanzen, entpuppt sich auf „The High Country“ als ergreifende Beziehungsstudie: Zwischen der Angestellten eines Auto-Ersatzteillagers und einem Mechaniker entspinnt sich eine zarte Liebe. Willy Vlautin, Sänger und Songschreiber von Richmond Fontaine, hat diese Geschichte im rauen Milieu von Portland angesiedelt. 2006 erschien bereits sein an Carver und Steinbeck geschulter Debütroman „The Motel Life“, der gerade mit Emile Hirsch verfilmt wird. Ähnlich existenzialistisch erzählt Vlautin auch in musikalischer Form.

Deborah Kelley von den Country-Rockern The Damnations übernimmt die weibliche Hauptrolle in zerbrechlichen Stücken wie „Inventory“ und „The Girl On The Logging Road“. Bis Vlautin in seiner Werkstatt lospoltert, den Garage-Rock auspackt und den verharschten Rohling mimt. „The Chainsaw Sea“ kommt so ungestüm daher wie der ruppige Americana von Whiskeytown. Und Ryan Adams scheint mal wieder nicht weit, wo es balladesk wird, etwa im schön elegischen „The Eagles Lodge“ mit Pedal-Steel.

„The High Country“ ist mehr Soundtrack als Album, Vlautin mehr Storyteller als Songwriter. So sind es weniger die einzelnen Songs als vielmehr die Kapitel einer melodic novel, die hier bis in kleinste Nuancen ausformuliert werden – und am Ende einen eigentümlichen, wehmütigen Eindruck hinterlassen.

Beste Songs: „The Chainsaw Sea“, „The Eagles Lodge“