Xavier Naidoo gewinnt “Goldenes Brett vorm Kopf”
Verschwörungstheorien und bizarre Auftritte vor dem Reichstag haben Wirkung gezeigt: Naidoo bekommt einen Satirepreis.
„Dieses Brett wird ein goldenes sein…”: Xavier Naidoo ist Preisträger von „Das Goldene Brett“ 2014. Die Auszeichnung wird von einer Jury aus Künstlern und Wissenschaftlern seit 2011 vergeben. Geehrt werden mit dem „Brett“ die unsinnigsten pseudowissenschaftlichen Beiträge im deutschen Sprachraum. In diesem Jahr erhält der Mannheimer Naidoo den Preis für seine Verschwörungstheorien.
Zu den kruden Ansichten des Sängers gehört die Auffassung, dass Deutschland noch immer ein besetztes Land sei. Am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) trat Naidoo vor dem Berliner Reichstag auf, unter den Zuhörern befanden sich: Rechte und die so genannten „Reichsbürger“.
In einem Interview hatte Naidoo sich 1999 als „Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“ bezeichnet.
„Das Goldene Brett“ definiert sich als „ironischer Negativpreis“ für den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres, verliehen von der GWUP (Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) und organisiert in Wien.
Begründung der Preisverleiher:
Bereits in der Nominierungsphase gehörte Xavier Naidoo zu den Kandidaten, die von der Online-Community am häufigsten vorgeschlagen wurden. Er machte nicht nur mit seiner Nähe zur Reichsbürgerbewegung auf sich aufmerksam, sondern auch mit Aussagen über die Terroranschläge von 9/11, von Madrid und London. Damit hat sich Xavier Naidoo in die Gedankenwelt der sogenannten „Truther-Szene“ begeben, die im Internet eine große Verbreitung findet, an Weltverschwörungen glaubt und sich als äußerst resistent gegen rationale Gegenargumente erweist. Naidoo steht nicht für klassische Pseudowissenschaft (wie etwa Wünschelrutengeher oder Wunderheiler, mit denen sich die Skeptikerbewegung sonst so oft beschäftigt), doch die Gefährlichkeit von Verschwörungstheorien ist mindestens so groß – daher wurde ihm der diesjährige Preis zugesprochen. Mit einigen Mausklicks kommt man heute von einer wirren Behauptung zur nächsten, und wenn ein prominenter Popstar einer solchen Theorie den Anschein von Legitimität verleiht, glauben beeinflussbare Fans oft auch gleich noch ein paar andere.
Xavier Naidoos große Popularität führt insbesondere junge Menschen in eine abstruse Gedankenwelt aus unhaltbaren Behauptungen, in denen Hass und Angst mehr zählen als Fakten. Ein waches Hinterfragen politischer Geschehnisse, auch von Terroranschlägen und der Berichterstattung darüber, könnte ja sinnvoll sein. Doch eine rationale Diskussion über tatsächliche politische Missstände wird durch plumpe Verschwörungstheorien unmöglich. Xavier Naidoo wird zur Einstiegsdroge der Irrationalität, die mit pathetischer Musik beginnt und bei Chemtrails und Weltverschwörungs-Paranoia endet.
Dass Xavier Naidoo bei manchen Interviews außerdem eine recht merkwürdige Auffassung von Naturgesetzen vertritt, fällt angesichts dessen kaum noch ins Gewicht – etwa, wenn er es problematisch findet, dass der Mond heute auch tagsüber sichtbar ist, oder sich zuversichtlich zeigt, dass die Abgase seines Autos schon durch das Ozonloch ins All entweichen werden.