The Whigs: Geschichten von daheim
Nach My Morning Jacket und den Kings Of Leon könnte die nächste große Band aus dem Süden der USA eventuell The Whigs heißen. Nach ihrer Tour mit den erstgenannten kommen sie im Februar auf Solo-Tour. Jörn Schlüter sprach mit der Band.
Parker Gispert ist ein southern gentleman. Der Sänger und Gitarrist der Whigs ist höflich, sagt oft „Yes, sir“ und spricht mit fester, klarer Stimme. Wenn alle guten Menschen in Georgia so sind (Gispert lebt in Athens), muss das ein guter, tugendhafter Ort sein.
Mit seiner Musik bringt man diese Art allerdings nicht in Verbindung. Die Whigs sind eine laute Rockband mit dunklen Klängen, die dem romantischen Bild des Südens widersprechen. Man sieht das Trio in einem Zusammenhang mit Bands wie My Morning Jacket, weil sich etwas Doppelbödiges in die wild schmatzenden Riffs mischt, der Rock aber trotzdem groß angelegt ist. Mit dem neuen Album „In The Dark“ könnten die Whigs zum Mainstream durchstoßen -so sehen es viele Beobachter in den USA. „Interessante Perspektive, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie korrekt ist“, zweifelt Gispert. „Das Album hat uns bisher kein viel größeres Publikum gebracht, sondern uns einfach auf unserem Weg weitergeführt. Wir haben die Aufnahmen in einem kleinen Studio in Athens gemacht, nichts Glamouröses, y’know. Mir kommt die Platte auch gar nicht zugänglicher vor, eher dunkler, höhlenartiger.“
Auch das stimmt. Die Whigs scheuen kein Noise-Experiment und haben neben dem lauten Rock eine Ahnung von altem Indie-Goth im Programm. Aber genau so sind da große Refrains und Lieder fürs Radio. Wer weiß? Auch den Megaerfolg der Kings Of Leon konnte man lange nicht erahnen. Den Kings fühlt sich Gispert zu großem Dank verpflichtet. Weil sie den Whigs eine große Chance gegeben hätten, weil sie so nette Kerle seien, „und weil wir uns einfach freuen, dass sie da draußen southern Rock’n’Roll spielen“.
Aber was ist das eigentlich, southern Rock’n’Roll? Nach den Allman Brothers klingen beide Bands nicht. „Gute Musik trägt immer einen geografischen Verweis in sich“, sagt Gispert. „Bei uns ist es der Twang in der Stimme, und die Playbacks sind ein bisschen rau an den Kanten. Es gibt ja auch etwas Dunkles in der Musik des Südens. Natürlich lackieren wir unsere Fingernägel nicht schwarz, der Verweis geht weiter zurück, zu Hank Williams und Johnny Cash. Außerdem singen wir Bands aus dem Süden gern über unser Zuhause.“ Die Heimat! Die ist Gispert wichtig.
Jörn Schlüter
Die Tourdaten:
THE WHIGS (mit DEAD CONFEDERATE)
15.02.2011 München – 59:1
16.02.2011 Frankfurt – Nachtleben
17.02.2011 Hamburg – Molotow
18.02.2011 Köln – Luxor
Und so sieht das dann aus: