Kinostart der Woche: „The Doors – When You’re Strange“
Heute läuft die Dokumentation von Tom DiCillo in den heimischen Kinos an. Und, das verrät unser Kritiker Oliver Hüttmann: Gründung, Aufstieg, Differenzen, Probleme mit der Justiz - alles drin. Kritik und Trailer.
Ein bärtiger Mann mit lockiger Mähne kriecht aus einem Autowrack am Straßenrand. Er steigt in einen Ford Mustang und schaltet das Radio an, in dem gerade verkündet wird, dass Jim Morrison verstorben sei. Der Trick mit der Todesnachricht und der lange Bart, mit dem man immer Morrisons Ableben verbunden hat, lassen einen vermuten, man sehe hier einen Schauspieler. Doch er ist es selbst in seinem Kurzfilm „HYW – An American Pastoral“ von 1969. Die seltsamen Momente auf dem Wüsten-Highway sind keine Sensation, vermitteln aber einen Eindruck von der melancholisch-aggressiven Unruhe, die ihn umtrieb. Das Werk ist wie viele der Bühnen- und Fernsehauftritte, die Tom DiCillo („Living In Oblivion“) in seiner Doors-Doku verwendet, auch im Internet zu sehen. Weder zeigt noch erzählt er also etwas Neues.
Gründung, Aufstieg, Differenzen, Probleme mit der Justiz – alles drin. Und doch gibt er mit der Montage aus reichlich Musik, Privataufnahmen und alten Interviews einige magische, unerwartete Eindrücke. Selten hat man Morrison so viel lächeln sehen – sogar auf Fotos in Paris kurz vor seinem Tod. Gleichzeitig wird einem die ungeheure Kraft bewusst, mit der er seine Provokationen vortrug.
Oliver Hüttmann