Rolling Stone präsentiert: Fanfarlo. Ab 26. Mai auf Tour.
Charles Baudelaire und einige Zufälle führten zur schwelgerischen Sehnsuchtsmusik von Fanfarlo, einer aufregenden Band aus London. Hier gibt es die Tourdaten, eine Live-Session und das Debüt komplett im Stream.
Von der Intensität des Berliner Winters ist Cathy Lucas überrascht. Hatte sie die Stadt doch als sonnig in Erinnerung. Und groß, vor allem groß. „Ich war als Kind mit meinem Schwimmverein zu einem Wettkampf hier“, erinnert sich die junge Frau lachend.
Zum ersten Mal sei sie damals der Enge ihrer belgischen Heimat entkommen und die Sehnsucht nach der Fremde habe sie danach nicht mehr losgelassen. Später packte Lucas ihre Sachen und machte sich auf in eine andere große Stadt – London. Freilich nicht als Schwimmerin: Obschon talentiert, hatte die seit der Kindheit Violine spielende Lucas ihr Herz an die Musik verloren, seit sie mit Bands wie dEUS in Berührung gekommen war.
Ungefähr 2005 traf Lucas in London auf einen anderen Suchenden. Der schwedische Musiker Simon Balthazar war jahrelang Bohème-Klischees gefolgt, hatte sich durch Europa treiben lassen, nach einem Sinn gesucht und natürlich viel gelesen. Unter anderem Baudelaire, dessen einzige Novelle „La Fanfarlo“ – eigentlich ein unspektakuläres Nebenwerk – ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. Fanfarlo, das klang gut, nämlich nach „Weite, Raum und Leidenschaft, das passt sehr gut zu uns“, wie Balthazar erklärt.
Nun muss man wissen, dass der Sänger und Gitarrist einer dieser Typen ist, die sich komplexeste Akkordfolgen und Orchestrierungen im Kopf ausmalen können. Es war also alles da, selbst der Name – nur die geeigneten Musik fehlten.
Vor allem suchte er eine Frau, die Keyboards und Violine spielen und außerdem singen können sollte. Keine in der gitarrendominierten Londoner Szene besonders häufig anzutreffende Kombination. Aber manchmal kommen die Dinge ja ins Laufen, wenn man nur genug Geduld hat: Gemeinsam mit Cathy Lucas (Violine, Keyboards, herrlich schmachtender Harmoniegesang) gründete er schließlich 2006 die Band Fanfarlo, der außerdem Justin Finch (Bass), Amos Memon (Schlagzeug) und Leon Beckenham (Trompete) angehören. Mit dem Produzenten Peter Katis packten Fanfarlo ihre schwelgerische Sehnsuchtsmusik auf ein Album, stellten es es im Internet zum Download bereit und fanden so tatsächlich eine Plattenfirma – bei der „Reservoir“ nun endlich offiziell erscheint.
Weite, Raum – die Reise hat sich gelohnt.
Torsten Groß
Das Debüt Reservoir im Stream
Fanfarlo auf Tour:
26.05. Frankfurt, Nachtleben
27.05. Köln, Gebäude 9
28.05. Hannover, Junges Schauspiel
29.05. Duisburg, Folkfest
31.05. Hamburg, Knust
01.06. Berlin, Postbahnhof