Jahresvorblick: Die BBC benennt „Sound Of 2010“
Wenn die alte Tante BBC sich mit vielversprechenden Newcomern befasst, lohnt es sich genauer hinzuschauen. Unter den 15 Acts des "Sound of 2010" finden sich Spuren von den Beach Boys bis hin zu Manchester Rave.
In der britischen Radiolandschaft hat die BBC mit ihren Radioprogrammen seit jeher ein gutes Standing, nicht nur, weil sie solch historische Konzepte wie die Peel Sessions hervorgebracht hat, sondern auch, weil man sich dort in vielen Programmen nicht scheut, auch die ganz frische und noch nicht etablierte Popmusik zu spielen, zu erkennen und zu fördern. Ein Slogan des Senders „Radio One“ ist zum Beispiel: „In New Music We Trust“. Dass dies keine leeren Worte sind, beweisen sie mit zahlreichen Shows wie jener von DJ Steve Lamaq, der oft Songs spielt, die bisher noch nicht einmal physisch veröffentlicht sind, sondern vielleicht gerade mal von der Band per Myspace zum Streaming freigegeben wurden. Es lohnt, also genauer hinzuschauen, wenn die BBC eine Prognose wagt und in seiner Longlist 15 Acts nennt, die sie gemeinsam mit rund 160 ausgewählten „Tastemakern“ und Brancheninsidern ausgewählt hat. Mit Mika, Little Boots und Adele hatte man in jüngster Vergangenheit schon einmal ein gutes Händchen bewiesen.
Auch im Sound der nahen Zukunft findet sich dabei wieder der Sound der Vergangenheit in verschiedenen Variationen. So fröhnen die furchteinflößend gut gestylten The Drums aus Florida ziemlich schamlos ihre Liebe zu den Beach Boys und nennen ihre Single gleich „Let’s Go Surfing“. Die dort verhandelten Themen: Girls und Surfing. Delphic aus Manchester halten da cool den Sound ihrer Heimatstadt entgegen und machen auf ihrem im Januar erscheinenden Debüt Melancholie tanzbar – das kann man so wohl nur, wenn man aus Manchester stammt. Anspruchsvoller, bisweilen perfektionistischen Pop gibt’s von Marina and the Diamonds, die mit ihrer Band schon auf dem Reading Festival bewies, dass in ihr eine große Entertainerin steckt. Das im Moment beste Standing der genannten Acts dürfte vielleicht die junge Waliserin Ellie Goulding (Bild) haben, die mit ihrem Pop-Hit „Under The Sheets“ gerade schon die Briten per Radiodauereinsatz ganz kirre macht. So darf tanzbare Popmusik gerne klingen.
Alle Acts kann man sich mit Videoausschnitten hier anschauen.