Chairlift: Spotlight
Werbung machte die US-Band Chairlift berühmt.
Aaron sei einfach nicht wach zu bekommen, behauptet sein Manager. Zwar ist es auch in Brooklyn schon früher Nachmittag. Aber gestern hat Aarons Bands Chairlift mit Peter, Bjorn & John in der „Webster Hall“ im East Village gespielt. „Und es wurde wieder mal ziemlich spät“, sagt Patrick, der zwar verkatert klingt, es aber trotzdem zum Interview geschafft hat.
Seit Herbst letzten Jahres haben Gitarrist und Songschreiber Aaron Pfenning, Sängerin Caroline Polachek und Multi-Instrumentalist Patrick Wimberly eigentlich immer einen Grund, die Nächte durchzufeiern. Da wählte nämlich Apple den Chairlift-Song „Bruises“ für die Werbekampagne des iPod Nano aus. Seither kennt die ganze Welt die niedliche Melodie und trällert mit, wenn Caroline singt: „I tried to do handstands for you/ I tried to do headstands for you/ Everytime I fell on you, yeah everytime I fell.“
Und wenn Aaron gerade nicht Interviewtermine verschläft, twittert er, dass er sich gerade auf YouTube Videos von Teenagern anschaut, die „Bruises“ nachspielen. Da der Song wunderbar einfach ist, machen das ziemlich viele. „Wir wissen bis heute nicht, wie Apple auf uns gekommen ist“, sagt Patrick, „und wir erfuhren erst zwei Wochen vor der ersten Ausstrahlung des Spots von der Sache.“ Damals war gerade auf einem kleinen Indielabel das Chairlift-Debüt „Does You Inspire You“ erschienen.
Der iPod-Spot machte nicht nur den verträumten Elektro-Indie-Pop von Chairlift zum Hit, sondern ermöglichte es der Band auch, das Album noch mal nachzubessern, weil das Majorlabel Columbia beschloss, es noch einmal neu herauszubringen: „Ein paar Songs, die wir ursprünglich für die Platte nicht fertig bekommen hatten, konnten wir so doch noch aufs Album packen“, sagt Patrick, der Jazz und Orchester-Arrangement studiert hat.
Eine davon ist die Nummer „Dixie Gypsie“, auf die er besonders stolz ist. Nicht nur weil Chris Taylor (Grizzly Bear) sie produziert hat, sondern weil sie vorführt, dass Chairlift nicht nur niedlich-schlichte, sondern auch düster-komplexe Popsongs schreiben können.
Gunther Reinhardt