Das Ende einer Ära: Tim Burtons ‚Batman‘ kommt ins Kino
Michael Keaton ist der Gewinner in „Batman“. Der Film selbst, obwohl erst 25 Jahre alt, wirkt jetzt schon steinalt.
Wer heute an den Joker denkt, den wichtigsten Antagonisten Batmans, hat diese Version vor Augen: ein Psychopath mit zerschnittenen Mundwinkeln, der humpelt und mit einem Messer hantiert. Eben die Figur, die Heath Ledger in Christopher Nolans „The Dark Knight“ verkörperte. Kein Clown, der einen zum Lachen bringt.
Es fällt daher schwer, sich jetzt noch den Joker anzusehen, wie Jack Nicholson ihn fast 20 Jahre zuvor für Tim Burtons „Batman“-Version angelegt hatte. Ein Komiker in bonbonfarbenen Kostümen, dem tatsächlich eine Wasser sprühende Rose im Revers steckt, und der in seiner Handfläche zur Begrüßung einen Elektroschocker verborgen hält. Die alte Clownschule. Selbst wenn dieser Nicholson mordete, sah das aus wie ein Witz.
Wie filmisches Varieté wirkt „Batman“ des Regisseurs Tim Burton, der erfolgreichste Film des Jahres 1989. Anders als die heutigen Superhelden-Streifen, in denen die Figuren mit viel Pathos, Gram und Schmerzbiografie in ihre Rolle hineinwachsen, wollte dieser „Batman“ nichts anderes sein als ein Comic. Joker, Batman, die schöne Vickie Vale, alle wirkten überzeichnet, ihre Beweggründe nur angerissen. Christian Bale in der Rolle des Batman (2005-2012) dagegen trat auf wie ein traumatisierter großer Junge, der sein eigenes Ende herbeisehnt. Der dunkle Ritter. In Burtons „Batman“ tat einem gar nichts weh, alles sah aus wie Süßigkeiten, und die Pistolenschüsse klangen so schrill und unecht wie die aus „Western von Gestern“. Solche Art von Comic-Verfilmungen wird es nie wieder geben.
Heutzutage, dank Avengers, Spider-Man, X-Men und Co, sind Comics und Graphic Novels geradezu eine Geldmaschine. 1989 sah das noch ganz anders aus, mit „Batman“ gingen die Produzenten ein Risiko ein. Die einzige kommerziell erfolgreiche Umsetzung eines Superhelden-Stoffes lieferte bislang „Superman – The Movie“, und der war zehn Jahre zuvor erschienen. Lassen die Macher im heutigen „Reboot“- und „Franchise“-System sich die Ruhe, Superhelden-Entwicklungen mindestens als Trilogie anzulegen (die ersten Auftritte des „Iron Man“ und Nolans Batman fanden erst in der Mitte ihres ersten Films statt), musste Burtons Batman gleich im ersten Anlauf zünden. Fortsetzungen waren nicht garantiert.
Mit Jack Nicholson als Hauptdarsteller, Ende der Achtziger war er immer noch ein Megastar, ging man schon mal auf Nummer sicher. Nicholson wird in den Credits auch vor der eigentlichen Hauptfigur gelistet, Michael Keatons Batman; dank eines Deals, der ihn am Einspielergebnis beteiligte, wurde Nicholson gar zum bestbezahlten Mimen des Jahrzehnts. Dazu gab es noch Kim Basinger als love interest, und mit Prince im Team der sensationelle Coup, den wichtigsten Künstler des Jahrzehnts für den Soundtrack zu engagieren – es war Prince’ erste Auftragsarbeit überhaupt. Das muss einem ja vorgekommen sein wie der erfolgreiche Versuch einen weißen Hai zu zähmen. In dazugehörigen Musikvideo „Partyman“ schminkte Prince sich gar wie der Joker, auch wenn er seine Figur als „Gemini“ bezeichnete. Der Joker war der Popkultur-Star des Jahres 1989.
Untergegangen ist dabei tatsächlich der eigentliche Held des Films, der Rächer mit dem dunklen Umhang, Michael Keaton als Batman. Leider. In seiner Doppel-Rolle als Milliardär Bruce Wayne wie als Superheld, steht er dem heutigen Batman-Prototypen, Christian Bale, in nichts nach. Nur ließ die schwache Story des Burton-Batmans Keaton wenig Raum zur Entfaltung. Hatte es vor den Dreharbeiten noch Fan-Proteste gegen den vor allem für komische Rollen bekannten Schauspieler gehagelt (hätte es 1989 schon Internet für alle gegeben, wäre das wohl zu einer „Bat Affleck“-Situation eskaliert), bewies Keaton mühelos, wie gut er zur Rolle passte. Er war eher schmächtig, wirkte nachdenklich, unzufrieden und zeigte verhaltenen Charme auch in der Rolle als Milliardär.
Tim Burton, für den Keaton zwei Jahre zuvor den „Beetlejuice“ gab, hatte seinen Favoriten durchboxen können. Michael Keaton ist der Gewinner in „Batman“. Der Film selbst, obwohl erst 25 Jahre alt, wirkt jetzt schon steinalt.