Jimmy Scott, legendärer Jazz-Sänger, tot mit 88 Jahren
Mit ungewöhnlichem Stil und Stimme beeinflusste der Amerikaner unter anderem Billie Holiday, Marvin Gaye, Axl Rose und Madonna
Jimmy Scott, einer der einflussreichsten Jazz-Vokalisten aller Zeiten, ist am Donnerstag im Alter von 88 Jahren in Las Vegas verstorben. Scott litt seit seiner Geburt an einer seltenen Hormonstörung, die dafür verantwortlich war, dass er nie in den Stimmbruch kam. Seine Stimme war hoch, klar, gleichzeitig aber fragil, und seine Phrasierung ungewöhnlich intuitiv. “Er sang, als ob er Trompete spielen würde”, beschrieb es Quincy Jones einmal. “Er zwang mich mit seinem Stil in die Knie, besorgte mir eine Gänsehaut und riss mir das Herz heraus.”
Billie Holiday, Liza Minnelli, David Byrne und Marvin Gaye nannten alle Jimmy Scott als wichtigen Einfluss, Axl Rose zählte ihn neben Johnny Cash, Elvis Presley und Michael Jackson zu seinen Lieblingssängern, und Madonna gab einmal an, Jimmy Scott sei der “einzige Sänger, der mich zum Weinen bringt.”
Scott hatte seinen ersten Hit 1949, “Everybody’s Somebody’s Fool”, mit der Lionel Hampton Band. 1962 nahm er das Album “Falling in Love is Wonderful” auf, laut Fachmagazin Jazz Times “Der heilige Gral der Jazz-Vocal-Alben”. Aber Scotts Karriere war nie konstant. Gesundheitliche Probleme, Alkohol, Ärger mit Plattenfirmen und in seinen Beziehungen (vier Scheidungen) sorgten dafür, dass er immer wieder von der Bildfläche verschwand.
Erst in den 90er Jahren kamen konstanterer Erfolg und öffentliche Anerkennung. Sein Album “All the Way” wurde für einen Grammy nominiert, Lou Reed nahm ihn mit auf Tour, nachdem Scott auf Reeds 1992er Album “Magic and Loss” gesungen hatte, in der letzten Folge der TV-Serie “Twin Peaks” sang Scott den von David Lynch komponierten Song “Sycamore Trees”, und er trat regelmäßig auf, unter anderem zur Vereidigung von Bill Clinton.
“Jimmy hatte bereits ‘Soul’, als Leute das Wort noch gar nicht verwendeten”, sagte Ray Charles einmal in einer Jazz-Dokumentation über Jimmy Smith, und brachte das Phänomen Smith damit perfekt auf den Punkt.