Rock am Ring 2014 – der Abschied vom Nürburgring am Sonntag
Am Sonntag rockte der Nürburgring ein letztes Mal unter der Regie von Marek Lieberberg. Dieser Abschied sollte gebührend gefeiert werden.
Großartige Bands, beste Stimmung, und es hat nicht einmal geregnet: Einem würdigen Abschied von Rock am Ring am Nürburgring stand am Sonntag nichts im Weg. In unserer Bildergalerie sehen Sie unsere Fotos vom letzten Festivaltag.
Auf der Alternastage geben sich vielversprechende Newcomer mit echten Indie-Größen die Klinke in die Hand: Maximo Park trotzen energisch der nachmittäglichen Hitze, die drei Schwestern von Haim wirken etwas erschöpft, aber können das Publikum trotzdem mitreißen. Mit Milky Chance und Left Boy können zwei Acts aus dem deutschen Sprachraum zahlreiche Zuschauer anlocken und werden gefeiert wie echte Stars – laute Publikums-Chöre inklusive.
Überraschend pünktlich beginnen um 21.05 Uhr die Babyshambles ihren Auftritt. Pete Doherty lässt sich im Pilotenoutfit auf einem Gepäckwagen auf die Bühne schieben, mit „Delivery“ gibt es dann auch gleich den ersten Hit zu hören und viele weitere folgen. Woodkid hat das schwere Los gezogen, gleichzeitig mit Metallica auftreten zu müssen. Nicht wenige Besucher entscheiden sich jedoch gegen harte Gitarren und für die sphärischen Klangwelten des Franzosen, der mit Unterstützung von Trommlern und Bläsern eine beeindruckende Bühnenshow abliefert. Das kann nur noch von Marteria getoppt werden, der die Hälfte seines Sets als sein Alter Ego Marsimoto absolviert und zwischendurch von Rapper Casper unterstützt wird.
Die Clubstage zieht am Nachmittag einige Schaulustige an, die sich den Auftritt von Crazy Town nicht entgehen lassen wollen. Nach jahrelanger Funkstille will die Band jetzt nämlich wieder richtig durchstarten, insgeheim wartet aber doch jeder Besucher nur darauf, endlich die Zeilen „You’re my butterfly, sugar baby“ zu hören. Während Against Me! mit ihrem Punkrock ein eher überschaubares Publikum anlocken, freuen sich Boysetsfire riesig über jeden Besucher, der für sie auf Metallica verzichtet. Die Stimmung ist ausgelassen, die Songs werden laut mitgegröhlt und die Band kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen.
Um das Publikum gebührend auf Metallica vorzubereiten, steht das Programm auf der Centerstage am Sonntag ganz im Zeichen des Metal und Rock: Neben Alter Bridge können vor allem Avenged Sevenfold das Publikum begeistern, zwischendurch kommen auch die Mittelalter-Rocker von In Extremo zum Zug.
Metallica lassen jedoch schließlich die Bemühungen ihrer Vorgänger verblassen – einem Vergleich mit den Meistern können eben nur die wenigsten standhalten. Die Band lässt 25 Minuten auf sich warten, bis sie mit ihrem „Metallica by request“-Programm auf die Bühne kommt. Die Songs des Sets wurden im Vorhinein von den Fans gewählt, eine hohe Hitdichte ist da garantiert. Zwischen drei Songs kann das Publikum sogar noch live während des Auftritts wählen. Für 50 Cent pro SMS. Metallica sind eben nicht nur Musiker, sondern auch Geschäftsmänner, und letztendlich siegt „And Justice For All“, das die Band beim ersten Anlauf verpatzt.
Mit „Seek And Destroy“ beenden die Thrash Metaller ihr Set und bedanken sich anschließend für die Treue der deutschen Fans und die Auftritte, die sie am Ring spielen durften. James Hetfield & Co. scheinen sehr stolz darauf zu sein, als letzte Band dort spielen zu dürfen. Wenn man die Alterna- und Clubstage beachtet, stimmt das zwar nicht – dort legen Marteria und Gesaffelstein nämlich gerade erst los – aber für Metallica drückt man ja gerne mal ein Auge zu.
Auch wenn der Abschied vom Nürburgring schwer fällt, blieb beim Programm des Wochenendes kaum Zeit für Wehmut. Im nächsten Jahr wird mindestens genauso laut weiter gerockt – vielleicht in Mönchengladbach. Und kaum ist Rock am Ring 2014 vorbei, wird auch schon gerätselt, welche Gäste im nächsten Jahr begrüßt werden. Ein Besuch von AC/DC ist zum Beispiel längst überfällig.