Barack Obama bleibt der bessere Präsident
Für die Deutschen war es keine Frage: 90 Prozent der Bevölkerung hätten sich für Barack Obama entschieden, wäre es ihre Wahl gewesen. Den Berichterstattern fiel vor allem das Mantra ein, es gelte die Swing-Staaten zu gewinnen, und ohne Ohio könne niemand amerikanischer Präsident werden. Die strukturell angeblich konservativen Hispanics, deren Stimmen nur zu 60 Prozent bei Obama vermutet wurden, wählten nicht den Mann, der sie kollektiv beleidigt hatte – Mitt Romney schrieb großzügig 47 Prozent der Wahlberechtigten ab, die keine Steuern zahlen müssen, weil sie nicht genügend Geld verdienen. Während der Millionär Romney selbstverständlich kaum Steuern zahlt, aber mit amerikanischer Bonhomie ein paar Almosen für die Armen spendet. Romney hatte die weißen amerikanischen Männer auf seiner Seite, Obama wurde von Frauen, Schwarzen, Hispanics und jungen Leuten gewählt.
Ein paar Stinkstiefel rechneten vor, dass Obama während seiner Amtszeit nur zweimal das Repräsentantenhaus besucht habe und ihm die angestrebte Versöhnung nicht gelungen sei – eine Versöhnung, die ihm die Republikaner mit mehr als 300 verhinderten Gesetzesvorhaben schmackhaft machen wollten; das sind so viele, wie in mehr als 60 Jahren vor Obamas Ägide von der Opposition vereitelt wurden. Deutsche Beobachter schlossen daraus, der Präsident sei zu „arrogant“ gewesen, ja „professoral“. Auch habe er Guantanamo nicht sofort geschlossen und Osama bin Laden erschießen lassen.
Und jetzt stellen wir uns einmal vor, Mitt Romney hätte die Wahl gewonnen. Schon richtig – dafür reicht die Fantasie nicht aus.