Stone im Dezember

Sex, Flüche und Gewalt – ein Streifzug durch die Dezemberausgaben vergangener Jahre, die alle online unter www.rollingstone.de/das-archiv zu finden sind

Soll keiner sagen, wir hätten den Sex in der von unseren Vorvätern überlieferten Dreifaltigkeit, zu der zudem Drugs und Rock’n’Roll gehören, vernachlässigt. Bereits in der zweiten Ausgabe des Rolling Stone, im Dezember 1995, nimmt unser Autor Peter Wilkinson die Verbindungen von Rock und Porno unter die Lupe. In seinem Porträt der Porno-Queen und Gregg-Allman-/Axl-Rose-/Marky-Mark-Geliebten Savannah, die im Juli 1994 im Drogenrausch Selbstmord beging, kommt unter anderem ihr Schauspielkollege Ron Jeremy zu Wort. „Eine Menge Rocker vergnügen sich mit Porno-Mädels“, sagt er. „Tommy Lee war bei meinen Dreharbeiten, Stephen Stills war da. In ein paar Tagen drehen wir einen Film in Vince Neils Haus, mit drei Rockstars., Nightmare On Lesbian Street‘.“

Solange sich alle ordentlich benehmen, ist ja auch nichts dagegen einzuwenden. Das findet auch Wolfgang Doebeling, ehrenamtlicher Sittenwächter des Rolling Stone, der sich zwei Jahre später anlässlich eines verbalen Ausfalls von Liam „our Kid“ Gallagher gegenüber den Altvorderen der Rolling Stones und der Beatles in der allseits beliebten Rubrik „My Typewriter“ für einen gepflegteren Umgang unter Musikern ausspricht: „Der Verfall der Sitten scheint unaufhaltsam. Sicher hat es immer Künstler gegeben mit großen Klappen. Mark E. Smith etwa oder lan McCulloch, die so ziemlich jeden Kollegen verbal plattmachten. Doch was früher die Ausnahme war, ist heute die Regel. Kaum eine aufstrebende Band lässt es sich noch nehmen, gleich im ersten Interview Gräben auszuheben und zu dissen, was das Zeug hält. Und die Veteranen sind keinen Deut besser, wie sich an der abermals eskalierten Dauerfehde zwischen Keith Richards und Elton John ablesen lässt, eine innige gegenseitige Antipathie, die noch aus den Tagen stammt, als Keef, diese Nervensäge‘ bei einem Stones-Konzert von der Bühne jagte.“

Trotz der mahnenden Worte schienen sich die Rabauken der Libertines gegenüber unserem Autor Joachim Hentschel nicht so ganz gentlemanlike zu verhalten: „Die fiesesten Schläge kommen ohne Ankündigung“, berichtet er in der Titelgeschichte „Rock Is Back“ vom Dezember 2002. „Zuerst in den Unterleib und dann, wenn du dich schon krümmst, direkt zwischen Wangenknochen und Nasenflügel.“ Aber nein, Entwarnung! Es war nur eine Libertines-Performance der Über-Single „What A Waster“ bei einer BBC-Fernsehaufzeichnung, die Hentschel so mitnahm. Pete Doherty und Carl Barât haben sich hinterher im Interview vorbildlich verhalten, und der Reporter schaffte es wohlbehalten zurück in die Redaktion.

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