Goldene Zeiten
AS HÄTTEN SIE SICH wohl selbst nicht träumen lassen, damals bei den ersten chaotischen Pogo-Konzerten 1982: Im 31. Jahr ihrer Karriere voller Höhen und Tiefen konnten Die Toten Hosen ein Feuerwerk der Superlative abfackeln. Seit dem Frühjahr 2012 kamen zu ihren Tour- und Festival-Gigs, zu Unplugged- oder „Wohnzimmer“-Konzerten rund 1,5 Millionen Zuschauer. Nicht wenige Fans erschienen doppelt und dreifach. Immer neue Termine mussten gefunden werden. Selbst das historische Live-Meeting mit den Berliner Ex-Rivalen Die Ärzte auf dem Flughafen Tempelhof wurde zum lässigen Auswärtsspiel. Und auch fünf Shows als Los Pantalones Muertos in Argentinien gehörten zum Riesenprogramm.
Das Album „Ballast der Republik“ verkaufte sich bislang über 800.000 Mal. Bei der letzten Pressekonferenz vor der großen Pause, die „mindestens zwei Jahre“ andauern soll, lieferte Manager Jochen Hülder ein imposantes Zahlenspektakel: 54.687 Mahlzeiten servierte das Catering, 88.752 Flaschen Bier wurden geköpft und immerhin 780 Liter Ingwertee gebrüht. Da geriet Campinos abgerissene Fingerkuppe beim „Rock am Ring“ fast schon zur Nebensache. „Tage wie diese“ wurde 2012/13 zum geflügelten Wort, und unfreiwillig mutierte der Überhit zur Wahlkampf-Hymne der CDU. „Es war schon unglaublich, zu sehen“, sagte Campino, „wie ‚Tage wie diese‘ so abgeht und ein Eigenleben annimmt, das du gar nicht mehr kontrollieren kannst.“ Womit die Hosen nach dem bombastischen Finale im heimischen Stadion noch kurz aufblitzen ließen, was sonst noch so gehen könnte. Der Konzertzyklus in der Düsseldorfer Tonhalle zur „Entarteten Musik“ aus der NS-Zeit zeigte ihre Lust am Experiment. Ein kleiner Hinweis auf neue musikalische Ideen, die bei den gemeinsamen Kurzferien gewälzt wurden?“Möglich ist vieles. Doch bei diesem Ausflug müssen wir erst mal alles sacken lassen und dann genügend Abstand gewinnen.“