Eine Pose von einer Platte? The Cure veröffentlichen ‚Three Imaginary Boys‘
Ein Album, zwei Meinungen: Das Debüt von The Cure, "Three Imaginary Boys", rezensiert einmal von Wolfgang Doebeling, später von Arne Willander.
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Alles Attitüde, vage Ahnung
von Wolfgang Doebeling
Eine Pose von einer Platte. Post-Punk bis ins Mark. Eine Tracklist suchte man vergebens, selbst auf dem Label fanden sich nur Symbole. Und die Musik gefiel sich in Minimalismus und kühler Reduktion, konterkariert von Robert Smiths keineswegs emotionslosem Gesang. Widersprüche überall: Das sublime „10.15 Saturday Night“ leistet sich einen Rock-infizierten Gitarren-Break und endet mit krankem Twang. Alles Attitüde, vage Ahnung und apartes Design. Die erste LP der Achtziger, im Juni 1979.
Herrlich trostlos
von Arne Willander
Sie stolperten ein paar Jahre herum, während der Punk passierte, sogar in Deutschland wollte sie niemand haben, und ihre Karriere schien schon wieder vorbei zu sein, als man sich endlich der drei Burschen erbarmte. Robert Smith hatte der Welt einiges zu sagen: Die Licks waren trocken, kalt und klar, der Beat steady, die Melodien zartbitter, der Gesang ein trotziges Aufsagen. „No cars, no people, no food, no sound, no docks“: So tönt „Grinding Halt“.
Smith war ein böser Kobold, und er bediente sich in den frühen Tagen eines probaten Mittels: „Accuracy“. Sie spielten auch Hendrix‘ „Foxy Lady“, das gar nicht ins Programm passte, aber Lieder wie „Meathook“, „Fire In Cairo“ und das herrlich trostlose „Another Day“ untermalten diese traurige Zeit vor 1980 so trefflich wie Joy Division.
Das aufgekratzte „Boys Don’t Cry“ wurde später ergänzt und ist zweimal vertreten. Aber auch das unerbittliche „Objects“ hätte ein Hit werden können. Die Formel hatte Smith schon gefunden. Der Erfolg kam freilich erst, als sein Selbstmitleid und seine Kauzigkeit episch wurden und Nachahmer fanden. Am Anfang hatte er bloß eine Scheißfrisur.
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