„Ausgefuckingzeichnet“: Eddie Izzard im Gespräch (Video)
Monty Python nannten ihn ihren verlorenen Sohn, er tourt mit seinem Programm "Force Majeure" um den Globus und spielt in Hollywoodfilmen neben Brad Pitt, George Clooney und Dustin Hoffman: Wir trafen Eddie Izzard zum Gespräch.
Es ist die fünfte Woche seines Berlin-Gastspiels, als wir Eddie Izzard kurz vor der Show in seiner Garderobe des Imperial-Clubs treffen. In seiner Muttersprache Englisch, ist Izzard einer der international bekanntesten Stand-Up-Comedians, der Mammut-Tourneen quer über den Globus absolviert und neben seiner Karriere als Comedy-Superstar in Filmen wie Oceans Twelve, Oceans Thirteen oder Valkyrie mitspielt.
Wofür man Izzard ebenso kennt: Er sucht Herausforderungen. Zum Beispiel, indem er als ehemaliger Nicht-Läufer 43 Marathons in 51 Tagen für den guten Zweck rennt. Oder 2020 für das Bürgermeisteramt Londons zu kandidieren. Aktuell: Sein Programm auf Französisch, Deutsch, Russisch und Arabisch zu absolvieren, und diese Sprachen (Französisch einmal ausgenommen, das kann er bereits) einfach vor Ort zu lernen.
Deutsch kann Izzard nun abhaken: Fünf Wochen lud ihn der Quatsch Comedy Club ein, auf der Bühne des Imperial Clubs zu stehen und abendlich (mit einem Ruhetag pro Woche) zu performen, sein Deutsch von Abend zu Abend zu entwickeln. Von Show zu Show wurde Izzard lockerer, begann zu improvisieren, machte nach jeder Show eine Q&A mit dem Publikum. Er kommentierte den Lernprozess während der Show, kommunizierte mit dem Publikum gleichermaßen wie mit seiner Souffleuse und hatte sichtlich jede Menge Spaß dabei. Auch unser Interview will Izzard ausschließlich auf Deutsch machen, greift nur gelegentlich zu englischen Ausdrücken.
Als ich dich vor einem Jahr nach deinem Auftritt im Wiener Gartenbaukino traf, erzähltest du mir noch, dass du vorhast, eine Show auf Deutsch zu machen. Jetzt hast du das wahrgemacht und spielst dein Programm Abend für Abend in Berlin auf Deutsch – wie fühlt sich das an?
Sehr gut. Ich habe jetzt viel Spaß dabei, am Anfang war ich noch ein wenig ängstlich. Jetzt glaube ich, dass die letzte Woche okay war. Es ist jetzt die fünfte Woche, und ich mache die Interviews auf Deutsch.
Sonst spielst du im Madison Square Garden oder in der Hollywood Bowl, verkaufst Riesenvenues aus, bist ein Superstar in deinem Genre. Jetzt spielst du seit Wochen in Berlin deine Show auf Deutsch – brauchst du solche Herausforderungen?
Nein… nun, vielleicht ein bisschen. Es ist eigentlich kein Experiment, keine Herausforderung. Es ist nötig für die Presse. Ich bin nicht Steve McQueen oder George Clooney, den ich sehr liebe, ich habe mit ihm ja in Oceans Twelve gespielt. Aber ich bin nicht George, ich muss andere Sachen machen. Und es ist auch Politik: ich bin britisch-europäischer Transvestit, ich möchte 2020 Bürgermeister von London werden. Es muss für das Publikum interessant sein, und das ist schwierig mit all den X-Factors und Y-Factors. Es ist gute Werbung für mich, die Show, eine positive Idee von einem Melting Pot. Vielleicht sagt ja ein Kind „Ah, das möchte ich auch tun!“. Michael Mittermeier macht jetzt seine Show auf Englisch, ich auf Deutsch. Und ich kann nach Großbritannien Amerika gehen und sagen, hey, ich habe in Berlin eine Show auf Deutsch gemacht. Und kann sagen: warum the fuck nicht? Das ist auch politisch.
Also auch ein politisches Statement.
Ja, eine politische Aussage.
Glaubst du es gibt universellen Humor?
Ja, deswegen kann ich meine Show auf Deutsch und Russisch machen. Ich habe meine Show auf Englisch auch schon in Moskau und St. Petersburg vor 1500 Menschen gespielt, auch in Südafrika, Zagreb, Belgrad, Istanbul… Für die positiv denkenden, offenen, gebildeten Leute: es klappt. Mit drei Sprachen habe ich das beweisen, glaube ich. Das ist die Definition einer Theorie: man hat eine Idee, macht ein Experiment und beweist es. Einstein hatte große Theorien, ich habe kleine mit der Sprache.
Wenn du in den arabischen Raum gehst – da ist ja ein kultureller Unterschied vorhanden. Du gehst auf Gott und Atheismus ein. Gibt es da gerade in diesen Punkten Diskrepanzen?
Nicht für die Studenten. Die Revolution kommt von ihnen, sie sind positiv und offen, das ist dort mein Publikum. Ich glaube, dass es klappt.
In einer deiner Shows hast du erzählt, dass es einen bestimmten Riesenunterschied zwischen Comedy auf Deutsch und Englisch gibt…
Ja, auf Deutsch ist das Verb die Pointe – und auf Englisch das Nomen. Ich dachte, das wird sehr problematisch sein. Aber nein, es ist kein Problem. Ein Beispiel: Hätte Cäsar je gedacht, dass er einmal als Salat enden würde. Auf Englisch: did he ever think he’d end up as a SALAD? Salad is a punch – und dann: Salat enden würde. Die Pointe: drei Worte auf Deutsch, ich dachte das klappt nicht. Ja, das klappt.
Empfindest du Deutsch als harte Sprache?
Nein. Wenn Hitler redet, ja. Aber sonst ist es so, wie man es will: hart oder weich. In Amerika und Großbritannien glauben alle, dass die Sprache sehr hart klingt.
Was machte dir am meisten Spaß?
Ausgefuckingzeichnet und Mundpropaganda, das sind meine Lieblingsworte. Ich muss ein Department für Mundprogaganda machen. (lacht)