TV-Kritik: Nelson Müller und der Diäten-Test
Brigitte oder Atkins? Das ZDF verschwendet Nelson Müllers Talent an eine einfallslose Diätsendung und widerspricht sich auch noch selbst.
Zwischen diversen Kochshows und der Aufklärungssendung „Rach tischt auf“ ist immer noch Platz für ein paar Abspecktipps: „ZDFzeit“ widmete sich gestern dem Thema „Schlank in den Frühling – Der große Diäten-Test“. Zunächst zerstörte Spitzenkoch Nelson Müller einige der hartnäckigen Moppel-Mythen: Mancher kann reinspachteln, so viel er will, ohne dick zu werden, weil sein Energie-Grundumsatz höher ist als bei Kalorienanfälligen? Quatsch. „Schwere Knochen“? Auch. Das angebliche Enzymwunder Ananas? Lecker und gesund, aber kein Fettkiller. Wer je eine Frauenzeitschrift gelesen hat, wusste das alles schon. Es folgt eine kleine Historie, die Pharaos mit Hängebauch und Rubens-Frauen zeigt, also die bekannten Schönheitsideale, die einst galten: Leibesfülle als Statussymbol oder erotisches Signal und so weiter. Lange her.
Dann geht die grausame Gegenwart los. Drei Paare müssen sechs Wochen lang Diät halten. Zum Glück ist Müller ein sanfter, geduldiger Mensch, sonst könnte er Leute, die frische Lebensmittel „eklig“ finden, wahrscheinlich nur schwer ertragen. Am Ende haben die mit der „Brigitte“-Diät (ausgewogene Gerichte, aber aufwändige Kocherei) und die Atkins-Anhänger (Fleisch-und-Fett-Orgien, keine Kohlenhydrate, bisschen einseitig) ungefähr gleich viel abgenommen, rund fünf Kilo. Gewinner ist das „Mahlzeitenersatzkonzept“-Paar, also die beiden, die sich überwiegend mit Almased-Pulver ernährten. Acht Kilo gingen da im Schnitt weg. Leider erzählen die Schlaumeier aus dem Off danach, dass es aber eigentlich viel besser ist, gar keine Diät zu machen, sondern – die Phrase der letzten Jahre! – „die Ernährung umzustellen“. Essgewohnheiten ändern, mehr selbst kochen, und klar, Sport ist auch nicht schlecht. Hätte man Müller keine informativere Sendung geben können? Neulich sang er in irgendeiner Talkshow ein Lied für seine Mama, das war interessanter.
Zum krönenden Abschluss spielen sie tatsächlich „Dicke“ von Marius Müller-Westernhagen. Und danach wird bei „Frontal 21“ über die möglichen Risiken von Almased und ähnlichen Mitteln berichtet. Nicht gerade ein runder Abend.