Oscars 2014: unsere Gewinner der Academy Awards

Wer wird bei den Oscars siegen? ROLLING STONE wagt die Prognose.

Am 2. März werden im Kodak Theatre von Los Angeles die Oscars verliehen. Bei der 86. Verleihung sind einige der Kategorien, vor allem bei den Hauptdarstellern, so gut besetzt wie selten in den letzten Jahren. ROLLING STONE wagt die Prognose – unabhängig davon, wer den Oscar eigentlich verdient hätte.

1. Bester Film:

Martin Scorseses The Wolf Of Wall Street hat zwar politisch aktuelle Themen – Gier, Börsenspekulation, New York – aber der Stoff und vor allem Leonardo Di Caprios Darstellung ist möglicherweise zu sarkastisch für das Oscar-Gremium. Scorsese erhielt seine letzte Auszeichnung für den „Besten Film“ erst 2007 für „The Departed“, da gibt es für die Academy erstmal keine Eile mehr für einen weiteren Preis. Gravity ist ein Science-Fiction-Werk, das vor allem in technischen Kategorien gewinnen wird. Nebraska und Philomena sind intimer, Ensemblefilme und nach Oscar-Kriterien nicht spektakulär genug. Bleiben in der Favoriten-Rolle noch Dallas Buyers Club und 12 Years A Slave. „Dallas Buyers Club“ ist für Hollywood-Verhältnisse ein Indie-Film mit unbekanntem Regisseur und hat mit Aids ein Thema, das in der Vergangenheit zwar zu spektakulären Schauspiel-Leistungen führen konnte. Aber für viele Academy-Mitglieder ist Aids schwer zu ertragen, weil dabei oft Sexualität und nicht zuletzt amerikanische Gesundheitspolitik eine Rolle spielen. „12 Years A Slave“ behandelt ein Lieblingssujet der Amerikaner: den Umgang mit Sklaverei, und wie in brutalem Alltag Heldenleistungen entstehen können.

Deshalb:

Oscar für „12 Years A Slave“.

2. Bester Hauptdarsteller

In wenigen Jahren war diese Rubrik so hochkarätig besetzt wie 2014. Jeder der Nominierten hat in den voran gegangenen Monaten Kritikerpreise erhalten. Und dabei haben es noch nicht mal Robert Redford („All is Lost“) und der beste Schauspieler des Jahres überhaupt, Tom Hanks („Captain Philips“), in die finale Auswahl geschafft. Christian Bale („American Hustle“) hat die schlechtesten Karten. 2010 erst erhielt er den Oscar als „Bester Nebendarsteller“ (in „The Fighter“), und bei ihm hat man den Eindruck, da rennt einem die Zeit erstmal nicht weg. Der 40-Jährige wird noch einige Chancen auf den Hauptgewinne erhalten. Bruce Dern für Nebraska: eine großartige Leistung, der Mann wird 78 und hat jetzt erst seine zweite Nominierung bekommen. Alte Männer werden von der Academy gerne gewürdigt – gegen Dern spricht, dass er in Hollywood nicht die Größe von Nicholson oder Pacino hat. „The Wolf Of Wall Street“ mit Leonardo DiCaprio: Viele halten seine Darstellung des kokainsüchtigen Börsenspekulanten für die beste seiner Karriere. Allerdings ist seine auf einer echten Person basierende Rolle moralisch zweifelhaft. Chiwetel Ejiofor, „12 Years A Slave“: der für die Academy richtige Film und die richtige Rolle. Er wäre die richtige Wahl. Dennoch hat Ejofor schlechtere Chancen als Matthew McConaughey in Dallas Buyers Club: Matthew McConaughey, der Comeback-Mann, spielt neuerdings wieder Charakterrollen, einen Todkranken, und, das ist für die Jury ein gewichtiges Argument: Er hat für die Darstellung seinen Körper per Hungerkur verändert.

Oscar für Matthew McConaughey

3. Beste Hauptdarstellerin

Kaum zu glauben, dass jemand wie Amy Adams in den letzten sieben Jahren schon fünf Oscar-Nominierungen erhalten hat, aber vielen Kinogängern noch immer unbekannt ist. Für „American Hustle“ bekam sie ihre erste als „Hauptdarstellerin“. Eine Favoritin ist die 40-Jährige jedoch nicht, ebenso wenig wie Judi Dench („Philomena“). Die 1934 geborene, in England in den Stand der „Dame“ erhobene Schauspielerin erhielt ihre erste Nominierung mit 64, und dann gleich einen Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ („Shakespeare in Love“). Es klingt zynisch, aber die ehrwürdige Britin überhaupt nominiert zu haben, wird der Academy wieder einmal reichen. Auch Meryl Streep („August: Osage Country“) fällt in die Kategorie „Nominierung mit Ansage“, der Film jedoch erhielt durchschnittliche Kritiken. Auf Sandra Bullock hätte vor dem Kinostart von „Gravity“ keiner getippt. Nun bekam sie erst vor vier Jahren einen „Hauptdarstellerinnen“-Oscar. Gegen sie spricht weiterhin, dass sie für ein Sci-Fi-Drama auftritt, in dem sie hauptsächlich vor einer Green Screen zu sehen ist. Alle lieben Cate Blanchett, diesmal in Woody Allens „Blue Jasmine“. Die beste Schauspielerin ihrer Generation hat ihre erste „Hauptdarstellerin“-Trophäe verdient.

Oscar für Cate Blanchett

4. Bester Nebendarsteller

Der somalische Debütant Barkhad Abdi („Captain Philips“) hat seine Nominierung zu Recht erhalten – dennoch ist er chancenlos, da Hollywood sich ausrechnet, dass er danach keine Karriere mehr in ihrer Filmindustrie machen wird. Mit dem nicht wirklich wandlungsfähigen Komiker Jonah Hill („The Wolf Of Wall Street“) leistete man sich zudem den Luxus einer Spaß-Nominierung; auch Bradley Cooper („American Hustle“) hat noch nicht wirklich unter Beweis stellen können, dass er mehr kann als den Hans im Glück. Michael Fassbender („12 Years A Slave“) ist seit einigen Jahren ein Liebling Hollywoods, hier spielt er einen Sklavenhalter; aber bei ihm hat man das Gefühl, dass da noch Besseres kommen kann. Jared Leto, der für seine Rolle eines Aids-kranken Transvestiten in „Dallas Buyers Club“ seine zuletzt lukrativere Musiker-Karriere unterbrach, hat die größten Chancen. Wegen seiner Leistung – aber auch, weil er seine tödliche Krankheit physisch wie Matthew McConaughey darstellt.

Oscar für Jared Leto

5. Beste Nebendarstellerin

Vielleicht die offensichtlichste Kategorie. Jennifer Lawrence („American Hustle“): nicht schon wieder; Lupita Nyong’o („12 Years A Slave“): noch zu unbekannt; Sally Hawkins („Blue Jasmine“): Charakterdarstellerin, zu unbedeutend; Julia Roberts („August: Osage County“): die Fast-nur-noch-Mutti sagt kurz „Hallo“, reicht der Academy aber auch. Bleibt June Squibb in „Nebraska“: Die 84-Jährige, eigentlich eine Theaterschauspielerin, spielt eine kauzige Großmutter, die man zuerst verteufelt, später aber nicht mehr hergeben will. Ihre erste Nominierung.

Oscar für June Squibb

6. Beste Regie:

Martin Scorsese („The Wolf Of Wall Street“) wurde seit „Gangs of New York“ von 2001 für fast jeden seiner Filme nominiert. „Wolf“ ist eine weitere dieser rasant geschnittenen, souverän abgedrehten Aufgaben, aber sie wirkt eben auch wie eine klassische Stilübung. Auch David O. Russell („American Hustle“) erhielt jeweils für seine drei letzten Werke Regie-Nominierungen. Er stellt funktionierende Ensembles zusammen und könnte, falls „American Hustle“ unerwartet einen Erdrutsch-Sieg hinlegt, seinen ersten Oscar bekommen. Alfonso Cuarón hat mit „Gravity“ einen Film geschaffen, bei dem man tatsächlich zuerst an die Schauspieler, erst dann an die Effekte und Green Screens denkt. Dennoch: nur geringe Chancen wegen des Genres. Wird Steve McQueen („12 Years A Slave“) der erste afro-amerikanische Regie-Preisträger? Möglich. Jedoch hat Kollege Alexander Payne („Nebraska“) für seine beiden letzten Filme, „Sideways“ und „The Descendants“, bereits Nominierungen erhalten. Da das Vergabesystem der Academy oft an eine Warteliste erinnert, wäre Payne jetzt dran. Zumal man mit der Verteilung: „12 Years A Slave“ als „Bester Film“ und „Nebraska“ als Film mit bester Regie, auch beides innerhalb einer Verleihung berücksichtigt hätte: großes und ein kleines Drama.

Oscar für Alexander Payne

7. Bester Originaler Song

Warum nicht „Happy“? Der Song aus „Despicable Me“ von Pharrell Williams wäre der erste moderne R&B-Song mit Oscar. Passt aber nicht zur Jury. Allerdings wäre das leicht spießige „Let It Go“ (ebenfalls ein animierter Film, „Frozen“) von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez auch keine Alternative, obwohl das Lied ein Riesenhit gewesen ist. Der von Karen O und Spike Jonze geschriebene „Moon Song“ aus Jonzes „Her“ hat geringste Außenseiter-Chancen (wahrscheinlich fänden beide einen Sieg eh uncool). Alles spricht für U2 mit „Ordinary Love“ aus dem Mandela-Biopic „Long Walk To Freedom“. Nelson Mandela verstarb im vergangenen Dezember, die Erinnerung ist frisch. Bono und Kollegen waren zudem schon mal nominiert („The Hand That Built America“ aus „Gangs Of New York“). Und sie sind Mainstream.

Oscar für U2

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