NIX NEUES GEWINNT

Das Zauberwort heißt Modellveredelung. Damit erinnert die Musikbranche an die Autoindustrie, die auch zur Halbzeit des Jahres 2013 von Traditionskisten wie dem Golf 7 lebt – und weit weniger von bahnbrechenden Elektro-Innovationen. Die Vogelschau auf die Top Ten der Album- und Singles-Charts zeigt dann auch Bewährtes in allen Lagern. Etwa die dänische Rockertruppe Volbeat, die mit dem aktuellen Album „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ zum Großfestival-Headliner geworden ist. Die „Bild“-Zeitung erklärt diesen Schub zum fünften Album kenntnisreich mit der feinen Mischung aus Elvis und Metal. Harte Gitarren, Country und Rock’n’Roll als erdige Erfolgsfusion. Schmalz und Monster. Bei den Hitsingles platziert sich gewöhnlich schnell drehende Dancefloor- und Pop-Ware. Doch hier finden trendentschleunigte Zielgruppen mit The Lumineers oder der lieblichen Brit-Folk-Band Passenger wohlfeile Tradition. Es fiedelt und klampft. Dagegen sind die knuffigen Bibelmänner von Mumford &Sons fast schon Punkrock. Die größte Tochter Oberösterreichs, Christina Stürmer, zeigt auf „Ich hör auf mein Herz“ tätowierte nackte Haut, während Erfolgs-Schlagerwunder Linda Hesse aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt mit „D+B+E+A“ („Du bist ein Arschloch“) auf explizitere Songtexte setzt. Die finden sich auch bei den Wurmfortsätzen des deutschen Hip-Hop: Prinz Pi als Ersatz-Casper und Alpa Gun als Ersatz-Bushido tun gar nicht erst so, als hätten sie den Pop neu erfunden.

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