I Blame Coco: Shows der Sting-Tochter in größere Locations verlegt!
Stings Tochter kann mit I Blame Coco und "The Constant" der Popstar von morgen werden. Erste Anzeichen: Zwei der vier Tourstopps werden vergrößert.
Bei Mädchen wie ihr fragt man sich ja immer: Gibt es da was zu kapieren? Oder ist das schon die ganze Geschichte: Junge Frau macht halt Musik? Eliot Paulina Sumner – die wie ihr Vater Sting einen Spitznamen trägt, Coco – benimmt sich am frühen Morgen jedenfalls wie die Null-Bock-Schülerin auf Klassenfahrt. Mischung aus Schüchternheit und Widerwillen, Hände in den Taschen des Samtsakkos. Als der Fotograf fragt, ob sie mal die Polizeimütze aufprobieren wolle, lehnt sie ab. Weil die zu hässlich sei oder wegen der Anspielung auf The Police, Stings Band? „Beides“, mümmelt sie heiser. Kann man verstehen. Als Sting 20 war, begann er in Newcastle das Lehramtsstudium. Seine Tochter Coco ist in dem Alter schon ein halber Popstar.
Und was für einer. Mit 17 veröffentlichte sie als 500-Exemplare-Single den unglaublichen Dreadlock-Pop-Ohrwurm „I Blame Coco“, aufgenommen mit ihrer gleichnamigen Londoner Band. Sie spielten Guerilla-Konzerte, „im Hinterzimmer eines Friseursalons, mit großen Bassboxen und Cocktail-Ausschank. Keiner kannte uns“, erzählt sie. Schwarzweißfotos von Coco auf zerschundenen Sofas, mit Lederjacke, Doc Martens und überdimensionaler Gitarre stammen aus der Zeit, parallel dazu bunte Rote-Teppich-Bilder, auf denen sie zum Beispiel mit endlos mürrischem Gesicht neben Pixie Geldof ausharrt. Pete Doherty coverte ihr MP3-Demo „Bohemian Love“, Mario Testino fotografierte sie für eine Burberry-Kampagne – nur wegen des Geldes habe sie mitgemacht, lautet ihre lustige, zutiefst misstrauische Ausrede. Das nun bei Island Records erschienene erste Album „The Constant“ klingt nach Synthie-Rock mit Pyro-Effekten, denn irgendwann merkte Coco, dass sie Reggae doch nicht so gern mag.
„Als Kind saß ich im Landhaus in Salisbury, weit weg von der großen Stadt, und sah auf MTV, wie sich die Leute in kirchenähnlichen House-Clubs wie Tiere aufführten“, erinnert sie sich. „Von da an wünschte ich mir, selbst Musik zu machen, die bei anderen Leuten Gefühle und Bewegung auslöst.“ Was sie vom Ruhm des Vaters mitbekam, habe ihr damals eher Angst gemacht.
Und so ist Coco Sumner – die nach Ian-Dury-, ABBA-, Prodigy- und Hendrix-Phasen schon jetzt bei einer eigentümlichen Leidenschaft für, nun ja, Klaus Doldinger und Arvo Pärt angelangt ist – bizarrerweise viel eher der Blueprint für das Zukunftsmodell Musik als weniger verhätschelte Nicht-Prominentenkinder: schon desillusioniert, trotzdem ehrgeizig. Kundig, aber wie wild um den eigenen Ausdruck bemüht. Und, der Himmel will es, mit gewaltigem Pop-Talent. „Kommunizieren fällt mir schwer“, sagt Coco, „und Songs zu schreiben hilft mir, der Welt einen Sinn abzuringen.“ Langsam verstehen wir’s.
Der ROLLING STONE präsentiert die Tour von I Blame Coco, von der die Stopps in Berlin und Köln bereits in größere Locations verlegt wurden. Hier die Daten:
21.03.2011 Berlin – Postbahnhof (verlegt vom Frannz Club)
23.03.2011 Hamburg, Knust
27.03.2011 Köln – Essigfabrik (verlegt vom Luxor)
28.03.2011 München, 59:1