Die Schulden der Arbeiterklasse
Songwriter John Wheeler wird für seine Sicht der Finanzkrise als Marxist beschimpft
John wheeler besteht darauf, auf Deutsch interviewt zu werden. Wie aber kommt es, dass der Anführer der Spaßband Hayseed Dixie aus Nashville, Tennessee des Deutschen mächtig ist? „Vor 20 Jahren habe ich Philosophie studiert“, informiert Wheeler. „Meine Lieblingsphilosophen waren Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger.“
Auf seinem ersten Soloalbum schlägt der inzwischen in England beheimatete Wheeler ungewohnt ernste Töne an. Das geht schon beim Titel „Un-American Gothic“ los: „Aus europäischer Sicht stehe ich in der politischen Mitte. In den USA werden meine Ansichten dagegen als marxistisch betrachtet. Ich fühle mich heute ziemlich heimatlos, was aber auch befreiend ist.“ Das Stück „Deeper In Dept“ ist wiederum sein Kommentar zur globalen Finanzkrise. „Der Geist der Empörung hat dieses Lied geschrieben. Die Schulden sind für die Arbeiterklasse ein Gefängnis, doch die Verbrecher, die diese Schulden erstellt haben, kommen nie ins Gefängnis“.
Auch bei den Coverversionen wird diesmal nicht die Keule der Komödianz geschwungen: Die Fassungen von The Jams „Eton Rifles“ und Dylans „Masters Of War“ zeugen vielmehr von tiefem Respekt für das Material. Aber warum gerade jetzt diese Songs? Wheeler: “ Es vergeht kein Tag, wo der Dylan-Song nicht passen würde. Immer noch die gleiche beschissene Dummheit der Scheißkerle.“