Zunge will Liebe
Das Jahr, in dem alles begann: Im Sommer 1953 nahm Elvis seine ersten beiden Songs auf - und machte den Rock'n'Roll wenig später zur Weltmarke
Für so manchen Zeitdiagnostiker hat vor genau 60 Jahren all das seine entscheidende Beschleunigung erfahren, was heute unter den Schlagworten Rock’n’Roll, Pop- oder auch Jugendkultur geführt wird. Nicht ganz unschuldig daran war ein junger Highschool-Absolvent in Memphis/Tennessee, der sich als Lastwagenfahrer bei der Crown Electric Company verdingte. Am 18. Juni 1953 nahm er die ersten beiden Songs in den örtlichen Sun Studios auf. Der Legende nach soll es ein heißer Nachmittag gewesen sein, als Elvis Aaron Presley an seinem freien Wochenende zur Gitarre „My Happiness“ und „That’s When Your Heartaches Begin“ gesungen hat. Die anwesende Sekretärin Marion Keisker, die gleichzeitig die rechte Hand von Studioboss Sam Phillips war, wurde hellhörig. Schließlich suchte ihr Chef seit Längerem einen weißen, jungen Mann, der den Gesangsstil der Schwarzen kongenial bedienen konnte. Doch Phillips ließ die Aufnahmen erst mal ein geschlagenes Jahr liegen, bis er den Trucker mit der Tolle im Juli 1954 zu offiziellen Probeaufnahmen einlud. Aus dieser Frühphase von Elvis, aus diesen Kindertagen des Pop, als noch längst nicht klar war, wohin die Reise geht, erscheint nun zum 60. ein luxuriöser Bildband mit selten bis nie gesehenen Aufnahmen. Die Bilder, die eine intime Nähe zum King vermitteln und 1956 auf US-Tour entstanden, hat der deutschstämmige Fotograf Alfred Wertheimer geschossen. „Ich war mit jemand unterwegs“, sagt dieser, „der nicht wusste, dass er einmal berühmt werden würde.“
Der 418-seitige Wälzer „Alfred Wertheimer – Elvis and the Birth of Rock’n’Roll“ ist im Taschen Verlag (500 Euro) erschienen.