Eric Clapton :: Me And Mr. Johnson
Das Unmögliche gewagt: Clapton covert seinen "ältesten Freund"
Seine besten Songs sind nie von jemandem gecovert worden, jedenfalls nicht sehr erfolgreich – denn wie will man sie spielen?“ Wer das geschrieben hat? Eric Clapton. 1990. Über Robert Johnson. In den Linernotes zur spektakulären Wiederveröffentlichung jener „Complete Recordings“ aus den 30er Jahren, die das, was danach kommen sollte, so stark beeinflussten wie kein zweiter Katalog (zumal dieses bescheidenen Umfangs von 29 Songs). Im Spätherbst seiner Karriere wagt sich Clapton jetzt an das Unmögliche heran, und zwar gleich 14-mal am Stück. Unterstützt von einer Band um Jerry Portnoy (Harp), Billy Preston (Keyboards), Doyle Bramhalin (Gitarre).
„When You Got A Good Friend“ zum Auftakt. Empathisch beschreibt Clapton noch einmal, wie und warum die Musik von Robert Johnson sein „ältester Freund“ geworden sei. Erinnert sich an die Intensität des Blues-Cerberus, die er damals mit 16 zunächst nur fürchtete. Nicht zuletzt, weil die Riesenwunde in dieser Musik so viel mit seiner eigenen Wunde zu tun hatte. Ein „Meilenstein zur Orientierung“ auf den Serpentinen des Lebens sei ihm das Johnson-Werk geworden. Eine Obsession? Nein, das denn doch nicht. Das ist eine ehrliche Einsicht eines Mannes, der nach einer privaten Tragödie Tränen im Himmel vergießt, um die Hölle des Verlusts erträglich zu machen. Der sich oft zurecht den Vorwurf gefallen lassen musste, das künstlerische Risiko zu scheuen, das ein Robert Johnson in seiner Zeit wohl noch gar nicht kennen konnte. Insofern ist „Me And Mr. Johnson“ eine ebenso naheliegende wie mutige Option.
Und Clapton scheut nicht mal vor einigen der besten Songs zurück. Wobei er sich „Hellhound On My Trail“, wohl das archetypische Johnson-Stück schlechthin, womöglich ganz bewusst für den Schluss aufgehoben hat. Wie schrieb Clapton damals über diesen Song so treffend? In gewisser Weise sei er „kaum da, fast in der Luft – was er nicht sagt, was er nicht spielt, es ist so leicht und so bedrohlich zugleich“. Eric Clapton hat erkannt, dass man diese Songs im Prinzip gar nicht covern kann, dass die Originale auf ewig unerreicht bleiben werden. Aber er macht das Beste daraus und spielt sie einfach. Einfach so.