So waren die Pet Shop Boys im HAU Berlin: Hier Konzert in voller Länge schauen!
Selten so viel Trara erlebt. Die Pet Shop Boys! In Berlin! Zwei Tage vor Erscheinen ihres "Elysium"-Albums! Neue Songs, zum ersten Mal weltweit live zu hören! Wird auch per Stream übertragen! Aber nur eine halbe Stunde lang! Im Theater! Neil Tennant! Chris Lowe!
Wir alle lieben sie. Es gibt bei den Pet Shop Boys keine Gegenwehr mehr, von niemandem. Damals in den 70er-Jahren verschmähten Rockisten noch den perfekten Pop von ABBA, aber dem Duo aus London ist eigentlich schon seit „West End Girls“ jeder erlegen – und bis heute hat sich daran nichts geändert. Alle wollen ins Hebbel am Ufer, in dieses kleine Kreuzberger Theater, aus dem die Stühle entfernt wurden, damit wenigstens 500 Leute Platz haben. Ein paar haben Tickets gewonnen, ansonsten sieht man viele (Chef-)Redakteure, Schriftsteller, sogenannte Medienleute – und Jan Hahn von Sat.1, der immer da ist, wenn irgendwas los ist.
Am Punkt 21 Uhr kommen die Pet Shop Boys auf die Bühne geschlurft – Tennant im schicken Jackett, Chris Lowe mit Kapuzenpulli und einer Art Gasmaske, die das halbe Gesichte verdeckt. Er steht wie immer fast regungslos am Keyboard, während Tennant für die größeren Gesten zuständig ist. Gleich beim ersten Song „Face Like That“ wird klar: Die Pet Shop Boys sind die Pet Shop Boys sind die Pet Shop Boys – und es ist recht egal, ob sie in Amerika aufnehmen oder in Europa oder irgendwann mal in Timbuktu. Es gibt kaum eine andere Band mit einem dermaßen hohen Wiedererkennungswert – die trotzdem noch so gute neue Songs zu bieten hat. Denn die acht Stücke von „Elysium“, das am Freitag veröffentlicht wird, sind kein müder Abklatsch der Klassiker, sondern selbst sofort Hits: das lakonisch-melancholische „Leaving“, die Rezessions-Hymne „Hold On“, das abgeklärt-zärtliche „Memory Of The Future“. Die Single „Winner“ spielten sie in der „Happy Sad Remix“-Version ihres Produzenten Andrew Dawson – ein wunderbares Lied nicht über den Triumph, sondern über die Vergänglichkeit desselben. Es braucht schon einen sehr cleveren und charmanten Showman wie Tennant, um den Übergang von einem solchen Ohrwurm zu einer Farce wie „Ego Music“ geschmeidig hinzubekommen. Da gibt Tennant den Entertainer, schlüpft in die Rolle von Rockstar und Diva, spuckt die Zeilen fast aus. Viel rühren muss er sich nicht, um die Leute zu bewegen – er hat ja diese unfassbare Stimme, die niemals danebenliegt.
Am Ende überziehen sie die halbe Stunde dann doch. Nach acht neuen Songs in 40 Minuten (ausgerechnet das gewitzte „Your Early Stuff“ fehlte leider) kamen sie noch einmal auf die Bühne zurück, für „I Started A Joke“. Es hätte noch ungefähr 27 andere Lieder gegeben, die man gern gehört hätte. Aber der kleine Luftsprung, den Chris Lowe im Hinausgehen machte, entsprach sicher der Gemütslage der meisten Zuschauer: Wir waren dabei! In Berlin! Im HAU! Ganz nah dran! Bei der Weltpremiere der neuen Pet-Shop-Boys-Songs! Und schön war‘s!
Hier gibt es das Konzert in voller Länge:
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