Pussy Riot: Stellungnahme eines inhaftierten Mitgliedes
Yekaterina Samutsevich informiert die britische Zeitung The Guardian über ihre Haftbedingungen und kündigt an, dass der Protest weitergehe: "We still burn with desire to take Putin's monopoly on power". Zwei Aktivistinnen sind bisher aus Russland geflohen.
Yekaterina Samutsevich, eine der drei inhaftierten Mitglieder von Pussy Riot, meldete sich kürzlich von ihrer Zelle aus zu Wort. Auf Anfrage des Guardians, die in Briefform durch den Anwalt der drei Inhaftierten übergeben wurde, machte sie deutlich, dass sich durch den Schuldspruch nichts an der Einstellung gegenüber Putins Regierung geändert habe: „Wir brennen immer noch darauf, Putins Machtmonopol zum Einsturz zu bringen.“ Das ist die erste Stellungnahme zu der verhängten Haftstrafe des Trios gegenüber westlichen Medien.
Weiter schreibt Samutsevich. „Natürlich haben wir keinen Freispruch erwartet. Gerechtigkeit von einem Gericht zu erwarten, das alle deine Einsprüche ignoriert, wäre Irrsinn. So waren wir nicht wirklich schockiert und wurden auch nicht schwach, als der Urteilsspruch verlesen wurde, um unsere Feinde damit zu entmutigen.“
„Unser Prozess bewies mehr als alles andere die Abhängigkeit des Rechtssystems von Putins Macht und dessen direkte Befehlsgewalt. Das sollte auf keinen Fall in einem System passieren können, das sich selbst als demokratisches tituliert.“
Weiter heißt es: „Unsere Verurteilung zeigt, wieviel Angst Putins Regime vor jedem hat, der das Potential besitzt, seine Legitimität zu untergraben.“
Auch über die Umstände der Haft berichtet die Aktivistin: „Wir werden alle in speziellen Zellen weggesperrt, jede davon ist für vier Menschen gemacht, und wir befinden uns alle in seperaten Räumen, auf unterschiedlichen Stockwerken. Es sind noch drei Andere in meiner Zelle, die wegen Wirtschaftsverbrechen verurteilt wurden. Sie sind gelassene, intelligente Menschen, die mich und die Ideen der Gruppe unterstützen.“ Weiter heißt es: „Das ist jedoch nicht weiter überraschend. Nur ein Blinder könnte nicht sehen, dass Putins Regime zur Strategie direkter Repressalien übergegangen ist. Angefangen hat das mit großangelegten Kampagnen gegen Dissidenten, unter denen unsere Gruppe die Erste war, die es zu stürzen galt.“
Auch die Hetzjagd auf weitere Pussy Riot Mitglieder nimmt kein Ende. Nach der Verurteilung dreier Aktivistinnen am 17. August zu zwei Jahren Haft (wir berichteten) wurde nach den zwei weiteren Frauen gefahndet, die im Februar am „Punk-Gebet“ gegen Putin teilnahmen. Der Guardian berichtete, dass die Frauen das Land verlassen hätten, um einer Haftstrafe zu entgehen. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Nachricht, die auf Twitter von einem Account mit dem Namen „Pussy Riot Group“ geteilt worden ist: „Als Reaktion auf die Verfolgung sind zwei unserer Mitglieder erfolgreich aus dem Land geflüchtet. Sie rekrutieren ausländische Feministinnen, um neue Maßnahmen einzuleiten!“
Pyotr Verzilov, Ehemann der bereits Inhaftierten Tolokonnikova, berichtete in einem Telefoninterview, dass sich die beiden „weit außerhalb der Reicheweite der russischen Polizei“ in Sicherheit befänden. Dennoch sei Pussy Riot immer noch eine starke Bewegung: „Ihr müsst im Gedächtnis behalten, dass es immer noch 12 bis 14 Mitglieder gibt, die sich aktiv an der Arbeit der Band beteiligen. Es ist ein starkes Kollektiv“, so Pyotr Verzilov weiter.
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