Nicht ohne Tränen
Das Duo DrahtSeilAkt ließ beim ersten Album Gefühle zu.
Nora Grisu und Uwe Bossert sind ein ungleiches Paar. Bossert ist im Hauptberuf Gitarrist bei Reamonn, spielte unter anderem mit Nelly Furtado und Unheilig und blickt auf Millionen verkaufte Platten zurück. Nora Grisu indes ist als Sängerin und Liedermacherin in der deutschen Poplandschaft ein quasi unbeschriebenes Blatt. Und trotzdem betont Bossert: „Wir sind Newcomer.“
Er war es auch, der sich als Erster aufs „Drahtseil“ wagte, als er 2008 nach einer neuen musikalischen Herausforderung suchte, nachdem Reamonn sich auf eine Pause von unbestimmter Dauer geeinigt hatten. Über einen Freund fand er Grisu. Man traf sich zum Musizieren, die Zusammenarbeit trug Früchte. „Ich hatte davor wenig Erfahrung, aber mir fiel auf, dass jedes Mal, wenn wir spielten, mindestens ein Song dabei herauskam“, sagt Grisu. Bosserts Popmelodien und Grisus unbeschwerter Gesang sind die Pole, zwischen denen sich das gemeinsame erste Album „Fall oder Tanz“ bewegt. Einzig der Kitsch führte zu Meinungsverschiedenheiten: „Es war schwer für mich, das in unsere Musik zu lassen“, sagt die smarte Grisu. Doch die Erfahrung des Älteren hat letztlich gesiegt: „Ich finde, ein Album ohne Tränen ist keines“, so Bossert.
Gegenseitige Bewunderung ist die Basis, noch immer verzücken Bossert die Sprachbilder Grisus: „Ich wäre gern kritischer mit ihr, aber wenn ich könnte, würde ich es genauso ausdrücken.“