Mindestgebot: 3 Mio. $
Paul Mawhinney (69) aus Pittsburgh besitzt "Die größte Plattensammlung der Welt". Und möchte sie los werden. Was leider gar nicht so einfach ist.
Mr. Mawhinney, Sie besitzen die „größte Plattensammlung der Welt“. Von wie vielen Platten reden wir?
Über drei Millionen. 78er, 45er, EPs, Alben und Box-Sets aus allen Genres. Ich hatte auch noch 300.000 CDs, aber die konnte ich verkaufen.
Und nun versuchen Sie den Rest an den Mann zu bringen. Warum?
Aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen. Im September werde ich 70. Was ist die Sammlung wert?
1999 wollte die Online-Musikplattform „CD Now“ die Sammlung kaufen. Wir ließen sie schätzen und kamen auf 50,5 Mio. Dollar. „CD Now“ bot mir 28,5 Mio., doch kurz daraufging die Firma Pleite. Dann, vor etwas über einem Jahr, bot ich sie bei eBay an. Der Gewinner bot etwas über 3 Mio. Dollar, entpuppte sich aber als Betrüger.
Wie sind Sie überhaupt zum Plattensammeln gekommen?
Ich verdiente mir als Teenager Geld mit Rasenmähen und hörte dabei laut Musik aus dem Radio. Das Geld, das ich verdiente, trug ich in den nächsten Plattenladen. Später reiste ich viel. Wo immer ich war, suchte ich Plattenläden auf und kaufte ein. Irgendwann besaß ich 160.000 Platten. Ihre Frau muss begeistert gewesen sein…
Nicht wirklich. Dabei sammelt sie selbst. Frösche. Aus Glas, Porzellan, Stein… sie hat über 2.000 Frösche. Trotzdem stellte sie mich vor die Wahl: Schallplatten aus dem Haus oder Scheidung! Sie schlug mir vor, einen Plattenladen aufzumachen, und ich eröffnete Ende der sechziger Jahre das „Record-Rama“ in Pittsburgh.
Man könnte auch sagen: So wurde der Bock zum Gärtner…
Es war ein florierendes Geschäft! Ich hatte neun Angestellte, verdiente einen Haufen Geld. Aber natürlich behielt ich von allen Platten ein Exemplar. So entstand das Archiv.
Welches ist das wertvollste Album in Ihrer Sammlung?
Das ist ein Rolling-Stones-Album, von dem es nur 300 Stück gibt. Da sind Stereo-Versionen ihrer frühen Songs drauf, die es zuvor nur in Mono gab. Die Plattenfirma ließ ein paar Stereo-Exemplare pressen, um sie an Radiostationen zu verschicken. Sammler zahlen bis zu 10.000 Dollar dafür.
Haben Sie auch ein paar Peinlichkeiten in Ihrer Sammlung?
Eigentlich nicht. Ich bin stolz auf jedes einzelne Album. Aber natürlich gibt es ein paar abstruse Stücke. Ein Alice-Cooper-Album zum Beispiel, auf dem sein Schwanz aus der Hose hängt. Das gab es nur für kurze Zeit, dann wurde das Cover entschärft.
Was waren die Höhe- und was die Tiefpunkte ihrer Sammlerkarriere?
Die lagen meist dicht beisammen. Ich bin der Mann, der David Bowies Karriere ins Rollen brachte – doch er hat mir nie dafür gedankt.
Wie bitte?
Ja, das können Sie mir ruhig glauben. Ich war Fan der ersten Stunde, seit ich 1969 seine Single „Space Oddity“ gehört hatte. Doch er kam bei uns nie über Kultstatus hinaus. 1973 rief ich dann bei einem Manager von RCA an, der wie ich aus Pittsburgh stammte. Ich riet ihm: Lass die alte Single neu pressen, verschicke sie an Radio-DJs – und ich garantiere dir einen Hit. Der Rest ist Geschichte. Der Manager bekam eine Goldene Schallplatte und viel Geld. Ich bekam nicht einmal ein Dankeschön. Dreimal habe ich Bowie angeschrieben – keine Antwort. Der Manager hat ihm nie von mir erzählt. Tom Hanks ist auch so eine Geschichte: Für seinen Film „That Thing You Do“ stellte ich Songs zusammen. Seine Leute ließen darauf basierend den Soundtrack schreiben, aber mehr als ein verdammtes Foto von Hanks habe ich dafür nicht bekommen.
Sie klingen verbittert.
Das Musikgeschäft ist frustrierend. Früher gab es 200 Plattenläden in Pittsburgh, heute sind es noch vier. Keiner will mehr viel Geld für ein Album ausgeben, und auf Qualität kommt es nicht mehr an. Schauen Sie sich doch nur diese iPod-Hysterie an: So ein Ding würde ich nicht geschenkt nehmen. Im Vergleich mit einem Album klingen MP3s lausig, dazu fehlen die schönen Fotos und Begleittexte, die man mit einem Album bekommt. Das ganze Business ist voller Builshit und Gier. Mir ging es nie ums Geld, sondern um die Musik – deshalb habe ich heute mehr Platten als Geld.
Haben diese Erfahrungen Ihre Freude an der Musik getrübt? Niemals! Ich höre immer noch täglich Musik. Ich liebe Doo-Wop, Country, Reggae, traditionellen Jazz, aber auch härteren Rock. AC/DC machen mich an.